Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

270 Adel heftige Angriffe gegen die Städte, welche sich für die g'litliche Bei- legung des Aufstandes ausgesprochen hatten, ja er beschuldigte sie des Einverständnisses mit den Bauern. Syndikus Schick, der Bürgermeister von Linz, wies diese Verdächtigung zurück, wurde aber mit dem Stadt- schreiber Georg Eisenmann von Löbl aus der Sitzung entfernt und vor- überg·ehend auf das Schloß g·ebracht"') . Neue Nahrung bot diesem Vor- wurf die Abfassung der bäuerlichen Beschwerdeschriften durch den Weiser Stadtschreiber Stangl. Vielleicht war es auf dieser Tagung, dal;\ Lutz von Landau weinend ausrief, am Bauernaufstn-nd sei nichts an- deres als das verfluchte „Zäpfelziehen" schuld. Die Bürger sollten sich auf andere Hantierungen verlegen, hinausziehen und ni cht Edelleute und Junker sein wollen""). Die Bürger hätten, weil sie nicht die Auf- hebung der adeligen Freiheiten im Weinkauf erreichen konnten , di e Märkte und die Bauern gegen sie aufg·ewiegelt. Noch deutlicher trat die Unlust der Städte zur Rüstung gegen die Bauern nach der Niederlage von Neumarkt hervor. Die Unentschieden- heit der Städte mache den Bauern ein Herz, berichtete der Landeshaupt- mann am 18. November 1595 au den Kaiser. Ein Gutachten der Stadt Vöcklabruck an Linz schrieb die Niederlage von Neumarkt dem Bruche des von Löbl den Bauern zugesagten freien Geleites und der Streifung und Gefangennuahme einiger Bauern im Machland und Hausruck trotz des zugesagten Stillstandes zu 56 ) . Von den 48 Fragen, mit denen die von Löbl am 3. November 1595 eing·ebrachten sechs Rädelsführer güt- lich befragt wurden, beschäftigte sich die 16. und 17. mit der Verbin- dung der Bauern mit den Städten. Ein Vergleich der Stände mit den Städten, lautend auf die sofor- tige Stellung einer Bürgerwehr oder von freiem Volk und auf die Über- nahme einer entsprechenden Kostenquote, wurde nicht eingehalten . Zweimal (18. und 24. November 1595) beklagte sich Löbl über die schlechte Haltung der Städte beim Kaiser, und Hans Wilhelm von Zel- king wa,r anläßlich der Prag·er Mission beauftragt, einen Druck der Re- gierung auf die Städte, besonders auf Linz, zu erwirken 57 ) . Er fand eine Verteidigungsschrift der Städte und eine Beschwerde gegen Löbl vor. Dies hatte zur Folge, daß auf die Linzer Beratungen Mitte Dezember 1595 neben den Vertretern der Städte auch solche der Märkte berufen wurden, was im Laude ob der Enns zum Unterschiede vom Lande unter der Enns eine g·anz seltene Ausnahme war. Bei den ersten.PragerVerhand- lungen teilte Sekretär Engelhofer am 2. Februar 1596 den drei oberen Stiinden ver traulich mit, daß man die Städte für kein e ") Oberleitner, S . 58. ''") Nach Preveuhuber, S. 312, erw,ihr,te er die Steyrer Bürger im allge- mcineu., die Famili en Hänclel und Feutzel im besonclereu. ") Die Fragen 39-41 forschten iilier e ineu etwaigen Bund der Pfarrer und Sehulmeister mit den Rädelsführern, ob die Pfarrer bei der Verlesung der kaiser- lichen und l andesfiirstlichen Patente nicht die wichtigsten Punkte ausgelassen hatten, ebenso ii ber die Bed r ohung von P[anen durch Rüdel sfiilll'er wegen der· Verlesung. ") Czen1y, S. 151.

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