Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

267 und Stille möge die Gegenwehr vorbereitet und nach den Rädelsführern g·egriffen werden. Ende April berichtete Wolf Siegmund von Losen- stein an Löbl, daß der Salig mit Tasch und Steffelschneider in Kematen a. d. Kr. Zusammenkünfte halte und die Leute zum Zusammenstehen auf- fordere, wenn fremde Reiter in das Land kämen. Jetzt sei die rechte Zeit, die Schelme bei den Köpfen zu nehmen 41 ) . Am 7. Juni faßte die Ständeversammlung mit Löbl den einmütig·en Beschluß, angesichts der wachsenden Unruhe und der geringen Waffenablieferung alle Rädels- führer zu verhaften und eine Streifung und eine Visitation im ganzen Lande vorzunehmen. Am 8. Juni wurde Gotthard von Starhemberg· mit der Aufstellung eines Fähndls Knechte (500 Mann) gegen die Re- bellen betraut. Dieses eigenmächtige Vorgehen der Stände wurde vom Kaiser getadelt, doch ließ die Regierung· den Ereignissen ihren Lauf. Da die Streifung vom 20. bis 24. Juni Überfälle hervorrief' 2 ), wurden auch 100 ständische Pferde abgeordnet. Mit dies er Truppe und mit einigen Feldstücken rückte Starhemberg· am 29 . Juni in das Mühl- viertel ab. Die Instruktion' 3 ) wies Starhemberg und die Kommissäre zu enger Fühlung mit der Landschaft an und drückte sich in wichtigen Punkten ung·enau aus. Doch gestattete sie nur im dringendsten Not- fall je eine Demonstration (Niederbrenmmg· des Hauses, Preisgabe des Gutes, Errichtung eines Galgens) an dem Ort, wo die meisten Zu- sammenkünfte gehalten worden waren. Frauen und Kinder waren in allen Fällen zu schonen, auch durfte „nichts zu Scharfes" vorg·enommen werden. Prädikanten, welche Rädelsführer waren, sollten abg·eschafft oder nach Linz gestellt werden. Ein Nachtrag verschärfte diese Be- stimmung· dahin, daß alle Prädikanten, welche die Bauern geführt hatten, auf das Linzer Schloß einzuliefern waren. Starhemberg· war vorläufig· gegen den Einsatz wallonischer Reiter, welche Passau an der Mühlviertler Grenze bereithielt 44 ), und für deren Verwendung Löbl den Landesanwalt Veit Spindler deleg·iert hatte. Auch die Stände ent- schieden sich für den Abtransport dieser zwei Fähndl Wallonen nach Ungarn und für die Bereitstellung von vier Fähndl bairischer Knechte'"). Als die Wallonen von Hafnerzell aus auf eigene Faust am 6. Juli einen Einfall in das Mühlviertel unternahmen, drei Bauern erschlugen und 50 Stück Vieh wegtrieben, kam ein solcher „Schwurbl" in das Viertel, daß Starhemberg· bald das g·anze Konzept verdorben worden wäre'"). Die Reiterei wurde, ohne eingesetzt worden zu sein, auf Schiffen nach Ungarn abtransportiert. Starhembergs Streifzug, dessen Weg schon oben skizziert wurde, war von Erfolg begleitet, nirgends wagte sich ernster Widerstand geg·en seine Truppe hervor. Doch beg·egnete seine Aktion von zwei Seiten scharfer Kritik. Bischof Urban warf Starhemberg· die Vernachlässigung 41 ) Annalen, Bd. XXV, Bl. 3H2. H) Czerny, S. 322 f. 45 ) Vom 28. Juni 1597. Bayerisches Hauptstaatsarchiv Müuchen. Passa uer Blochkasten 130, Faszikel Bauernaufstand im Lande ob der Enns. 44 ) Leonfelden, 2. Juli 1597. Bayerisches Hauptst.aatsarchi v Miiuchen, Pas- sauer Blechkasten Nr . 130, 47. l!"ach, Nr. 5. 45 ) Beschluß vom 4. Juli 1597. Annalen. Bd. XXV, BI. 415. ") Annalen, Bd. XXV, BI. 427.

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