Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

266 Wünsche seiner Standesg·enossen zu bemühen 36 ) und trachtete, die Re- ferenten über den Bauernaufstand, Reichshofrat Dr. Eisengrein und Geheimrat Dr. Mengger, zu gewinnen. Ersterer nehme etwas Geringes nicht an, schrieb Tschernembl nach Linz, und beide Männer könnten den Ständen künftig noch viel nützen. Wer in Prag etwas erhalten wolle, müsse kostfrei und importunus sein, die unterösterreichischen Stände schonten diesfalls nichts 37 ) . Der Gesandte erhielt von der Land- schaft 400 Dukaten, um sie vor der Beschlußfassung des Reichshof- rates an Dr. Mengger, Dr. Eisengrein, Hofsekretär Engelhofer, an den Agenten Zapf und an andere Personen zu verteilen. Mit der durch- sichtigen Begründung, die Stände sollten 100 Dukaten an denen nicht sparen, die sie um mehr als 1000 bringen könnten, schlug· Tschernembl später auch eine Ehrung· für den Vizekanzler vor. Trotz dieser Ge- schenke entschied der Reichshofrat in fast allen P nnkten gegen die Stände. Hätte er nicht, meldet Tschernembl nach Linz, per li secretis- simi modi über den Beschluß Bericht erhalten, wäre er mit einem schlechten Entscheid nach Hause gekommen. So hoffe er, dureh täg- liches Drängen die vornehmsten Punkte noch zu erhalten 38 ) . Doch riet der Gesandte zur Nachgiebigkeit in den strittigsten Punkten „Freigeld und Robot", drang aber nicht durch. Vielmehr beantragte di e Abord- nung der Stände in Prag neuerding·s ausg·iebige Verehrungen, und zwar für die Geheimräte Rumpf und Trautson je 500 Dukaten, für den Re- ferenten Eisengrein 100 Dukaten, für Engelhofer 80 Taler. Abt Johann von Kremsmünster riet außerdem zu eigenen Verehrungen des Prä- latenstandes. Die Resolution Rudolfs vom 6. Mai 1597 beendete die Prager Verhandlungen. Sie fordert e die Waffenablieferung bis zum 9. Juni, verfügte die Restitution der Kirchen, ordnete einen Teil der ·wirtschaftlichen Beschwerden, überging· aber einen Teil der strittigen Punkte. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß die reichen Geldgeschenke die Darstellung· der obersten Behörde und damit die kaiserliche Entschließung· wesentlich beeinflußten. Allerdings war die Bedeutung· der Resolution dadurch abgeschwächt, daß der Adel die Dämpfung des Aufstandes nach dem Vorbilde des Landes unter der Enns 39 ) bereits mit Waffengewalt in Auss icht genommen hatte. Bereits am 3. Jänner 1597 hatte ein Gutachten der Stände zur Austragung· mit Waffengewalt geraten' 0 ). Die Bauern hätten zwar bisher niemanden umgebracht, doch ihr Leben verwirkt. In aller Ei le 36 ) Czerny, S. 299 ff. Eine Empfehlung der Landschaft an den Kammerdiener Rudolfs , Hans Popp, zwecks baldi ger Audienz Tschernembl s beleuchtet die Hof- verhältnisse in Pr,ig. Czerny, S. 305. 31 ) Brief Ts chel'nembls vom 12. Febl'nal' 1597, Czerny, S. 30G f. ~ 8 ) Brief vom 14. März 1597. Czerny erblickt in der Entscheidung ein en Be- weis, daß die Geschenke nicht unbedingt das Recht beugten, sondern nur Ge- fälligkeiten (zeitige Aud ienzen, Beschleunigung des Geschäftsganges) erwirkten. S. 308, Anm. 1. 39 ) Frieß G., Dei· Aufsta nd der Bauern in Niederösterreich am Schlusse des XVI. Jahrhunderts, Blätter des Vere ines für Landeskunde von Niederösterre ich, Bel. XXXI (1897), S. 440 ff. ,,Viele Bauern hiiteten Birnen au den Bäumen ." S. 440. Dazu Prevenhuber, S. 316 f., und Khevenhiiller, Bd. IV, S. 1720 ff. 40 ) Hs. Bd. CCCLXXXI (Suppl. 25} des Wiener Haus-, Hof- und Staats- arch ivs, BI. 243- 249 '.

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