Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

265 Erwä.1:,•1rngen. Sie woll ten um ke inen Preis Partei sein und hatten ein schlechtes Ge,vissen. Bei ihrer Ankunft in Prag fanden sie eine den Herrschaften durchaus ungünstige Stimmung der Geheimrä te vor. Man maß den übertriebenen Herrenforderung·en die Schuld am Aufstand bei und erklärte, solange es gegen die Geistlichen ging, hätte der Adel durch die Finger gesehen und der Bauernschaft Luft gelassen 32 ) . Erst :tusgiebige „Ergötzlichkeiten und Verehrung·en" an die Räte und an uie Kanzlei bewirkten einen Umschwung· 33 ). Am 2. Februar 1596 kam spät abends Sekretär Engelh ofer zu den Herren und legte ihnen über Auftrag der Geheimräte nahe, selber ein Interim auszuarbeiten, ohne <len Städtevertretern von dieser vertraulichen Information etwas mit- zuteil en. Am 3. Februar beschloß der Geheimrat einen „Furhalt" an rlie Bauern. Diese sollten durch die Ablieferung der Waffen und durch Beibringung· von Reve rsen seitens ihrer Herrschaften ihren Gehorsam bekunden, dann werde man auf ihre Beschwerden eing·ehen. Am 5. Fe- bruar war das Gutachten in den Händen des Freiherrn von Rumpf. Das Ergebni · war eine hinhaltende Resolution Rudolfs YOl11 6. April 1596, welche die Bauern aufs neue reiz te und den Au fstand wiede r entzündete . Am 1. Dezember 1596 meldete ein Berichterstatter aus Linz a n das Hans Fugger in Augsburg : ,,Unsere Bauern sind wie vom Teufel be- sessen. - - Es ist ein verzaubertes Wesen in ihnen, daß sie in dieser Kälte auf bloßes Ansag·en Weib und Kinder verlassen, von Haus zu Hof laufen und dabei weder den tädten, Schlössern und Dörfern Ge- walt n.ntun" 34 ) . Zu den neuerlichen Verhandlungen in Prag· über den Stillstand von Linz am 18. Jänner 1597 hatten die Stände ihren fäh igsten Kopf, G e o r g E r a s m u s v o n T s c h e r n e m b 1, entsendet. Der Mann wurde später als „der eigentli che Mittelpunkt der Opposition gegen das Haus Österreich" und als das „Mittelglied zwischen all en dem Herrscher- haus feindlichen Elementen in Österreich und der pfälzisch-calvinischen "Gnion im Reiche" bekannt 35 ). In Prng hatte s ich Tschcrn cmbl 11111 di e ") Auch der BerichL an das Haus Fugger Yom 13. November 1595 hebt her- Yn1· . die llauern seien mit ueuen Auriagen, die sie nicht erschwingen köu n teu, sein- beclriingt worden. Klarwill V., Fugger-Ze itungen. Ungec.lruckte Briefe au das Haus ],'ugger aus den .J ahren 1568- H05, S. 187. 33 ) Der Vizeka11zle,· des Heicl1sl1ol'rntes, Dr. Joha 1111 ·wolf F r eymo nd t, erhi el t oi ucn Becher im Werte vo11 100 fl. mit 100 Dukaten Inhalt (it 2 fl. ), Reich . rat Dr. Jakob Eiseugrei11, der Referent, 150 f l. in Gold, sei110 Stelh·e rtreter Dr. Mi- cha el JDha m und Dr. Paul Ga r zwe il er je 100 fl., der kaiserl ich e Hofsekretür J o- ban11 Rnge lhofer 100 fl., ,ler Sekretiir des Vizeka nzl er s und der ers te Di ener des Obersthofme is ters Rumpf jo 10 Dukaten. Solche Geschenke waren a ll gemein üb- li ch. Am 15. Apr il 1597 schrieb Abt Alexander a Lacu au den Abt von Krems- m iinster: ,,Wir h aben mit Hofleuten zn tun, wer schmiert, ,Jer fährt." Am 22. Fe- bruar 1599 suchte Sekretär Engelhofer selbs t bei der obderennsisch en Landschaft um ci11e Ergötzlichkeit fiir seine vielen A1·be iteu im Bauernaufstand an und er- hielt 200 Golddukaten zu eiuer Kette. Anna l en, Bd. XXIX, BI. llG f. Ober die groJlar ti gen Geschenke, die K ies! erhielt, Yergl. Kerschbaumer, S. Hl7 J". ") R larwill V ., F ugger -Ze i tungen, S. 196. 36 ) Stiil z J. , Zur Clrn.rakteristik des Frei h errn Georg Erasmus Yon 'l'seller- ncmb l , AOG., Bd. IX (1853), S. 17J - 22H.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2