Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

264 jagt, doch hätten iiie das rechte Ziel überschritten. Die Geistlichen sollten die!;e Verirrten durch Belehrung, nicht mit Gewalt bekehren. Der Schelme Strafe g·ehöre Gott zu, der Lehrer bleibe im Lehr-, nicht im Schwertamtsberufe. Das Schweigen der Bauern über die Reforma- tion als Ursache der Empörung· erklärt das Gutachten als Diplomatie oder als Vergeßlichkeit. Als Mittel zur Überwindung des Aufstandes schläg"t es Einkehr und Buße und die Abstellung der rechtmäßigen Be- weggründe dieser Empörung in a llen Teil en vor. Di e Geistlichen mögen ruhi g· in ihrem Amte bl eiben und nach Belieben Messen, Pro- zessionen, Ämter halten und predigen. Richteten sie damit nichts aus, seien sie vor dem Richterstuhle Gottes entschuldigt, alle anderen Mittel seien untauglich. Die Bischöfe und Päpste hätten gut aufl egen, entstünde ein Aufruhr, müßten ihn die Herren stillen oder sie gäben selbst nach 31 ) . In den übrigen I• rag·en wüns cht das Gutachten Freund- schaft mit den Geistlichen und die Erhaltung· der Klöster. Widrigen- fal ls müßten sie denken, da ß die Geistlichen bei ihren Zusammenkünften nur ihre Ratschläg·e zerstörten und daß die Stände diese Anwesenheit abstellen sollten. In nllen anderen Beschwerden mögen die Obrig- keiten die Untertanen a ls :Mitbrüder in Christo behandeln, über di e Besclnve rden reden lassen und mit Recht erkennen. J a, Tschernembl machte sich erbötig, die Beschwerden seiner eigenen Untertanen den Herren vorzuleg·en, sie anzuhören und zur Gewähr zu empfehl en. An dritter Stelle riet der in Leben, Geschichte und Bibel gleich erfahrene Weltmann den baldig·en Gebrauch des Schwertes . Wenn mögli ch, ver- wende man nicht fremdes Kriegsvolk, besonders keine Reiter, sie kennten im Ernstfall e keine Schonung· und se ien schwer aus dem Lande zu bringen. Im Notfalle dinge man zwei Fähnd l Knechte (a 500 Mann), halte 400 Mann in Linz und sende die übrigen in die anderen drei Viertel , damit man den Schützen der Städte und Märkte mehr trauen könne. Zum Schlusse der Maßnahmen empfahl Tschernembl die Durch- führung der Defensionsordnung· und die Verhaftung und Exekution der Rädelsführer . In diesem einsichtigen Gutachten des stäncli schen Führers treten hervor das offene Eingeständnis der sozialen Bedrückung, der Ärger über die Verschweigung des Religionspunktes in den Bauern- gravamina, die Drohung gegen den Prälatenstand und das Mißtrauen geg·en die Städte. Die Stimmen der Aufständisch en, nach der Verjagung· der Papisten die Wespennester unter den Herren zerstören zu woll en, die Eroberung von Rannariedl, Falkenstein und Hochhaus, das Scheitern der Verhand- lungen und die lebhafte Tätigkeit der Bauern am Prager Hofe zwang·en auch die Stände, eine K omm i s s i o n na c h P r a g abzuordnen. Di e Stände gingen höchst ungern außer Landes, und zwa r aus rechtli chen ") Das Gutachten sagt, dnJJ a n vielen Orten in Unterösterrei ch die Leute ni ch t so bezwungen wi i1·de11 wie hi er. De r Papst se l bsL habe e inigen evange li schen Fürsten Kirchengüter zu ilHem Gebrauch e übergeben . Da die römi sche K irche selbst na cbglibe, könne si e es da nicht wehren. Der Bischof von l'assau hii tte vor ei nigen Jahren den S ierninger Bauern nnd den Bauern in :Melk und in a nderen päpstl ichen Orten die Kommu ni on un ter be id en Gesta lten und den M.eßzwan g i ndnl g iert.

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