Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

263 waldkirchen und Rohrbach nicht anders als die Ereignisse in Windisch- garsten und in Sierning betrachtet haben. Schon 1594 hatte sich ein Sprinzensteinischer Untertane verlauten lassen, daß sie den Pfarrer (von St. Peter) nur erschlagen sollten, wenn sie ihn sonst nicht hinweg- brächten"'). Pfarrer Wasserleituer hoffte sich im Oktober 1594 wenig von einem Schreiben des Landeshauptmannes, da die Pfleg·er und die Herren im näml ichen Spita l krank läg·en 25 ) . Ulrich Herleinsperger auf Hochhaus, der 1595 vor den Bauern nach Linz flüchtete, gab im Gei t- lichen Hans von Sprinzenstein, im Weltlichen Alexander von Sprinzen- stein die Schuld. Sein Schreiber nannte als Führer Hieronymus Sehluchs von Grueb, Friedrich Dorffner, Pfleger von Pürnstein, Diechl- mair unter Haslach und Nikolaus Praun von Rohrbach 20 ). Noch anfangs 1595 hofften die Bauern Hans von Sprinzenstein würde Bauernführer werden 27 ). Joachim Stangl von Walclenfels sicherte den Bauern seinen Beistand zu, wenn es gegen die Pfaffen gehe 28 ). Am 14. Juli 1595 er- k lä rten freilich die lutherischen Stände dem Landeshauptmann, sie hätten von den Tumulten im Mühlviertel nichts gewußf 0 ), doch erhob Urban von Treubach in seinen Berichten an Rudolf II. immer wi der den Vorwurf, daß der Adel seine Hilfe zugesichert habe. Umso peinlicher war für den Adel die Erweiterung· des Aufstandes zu einer sozialen Revolution. Das Gutachten, das Er a s m u s v o n T s c h e r n e m b l auf der Zusammenkunft der protes tantischen Stände am 20. Oktober 1595 in Linz erstattete, sagte auch den adeligen Standesgenossen ernste Wahrheiten" 0 ). Er untersuchte die Ursachen und fand sie in weltlichen und geistlichen Beschwerden, beschäftigte sich mit den „päpstlichen Einwänden" und legte drei Ratschläg·e zur Stillung· des Aufstandes vor. Das Gutachten beginnt mit der Anzeige der Bauern, daß die doppelten Steuern, Dienste, Rüst- und Monats- gelder, neue Forderungen und Auflagen der Obrigkeiten und Verwalter diese Empörung verursacht hätten. E r b e s o r g e, d a ß s i c h v i e l e s c h u 1d i g· f ü h I t e n. I h r e Na m e n s e i c n v o n den U n t er- t a n e n m i t S e u f z e r n u n d b e i ß e n T r ä n c n i n d e n K l a g e- z e t t e 1n s o v e r z e i c h n e t, d a ß s i e o h n e E i 11 g e s t ä n d- n i s, V e r ä n d e r u n g· u n d W e n d u 11 g c1 e r U n b i l l i g k e i t s c h w e r 1 i c h d a r au s g· e l ö s c h t w e r d e n k ö n n t e n. Doch hielt Tschernembl für größer die Beschwerden des Gewissens, obwohl die a rmen Leute derzeit davon schwiegen. Die Reformation auf den Pfarren hätten, wie die Beispiele in Pürnstein und Schlägl und früher von Spital a . P. und Sierning lehrten , clie Leute in die U1weduld ge- ") Czerny, S. 30. 20 ) Czerny, S. 34. 20 ) Czerny , S. 71 f. 27 ) Kopialbuch , Kr. ;J:J , Stiftsarchiv Schlägl. '") Czerny, S. 72. ") Anna len, Bd. XXlV, BI. 4' . 3 •) Das wertvo lle, bisher unbeka 11 ute Dokument fuud s ich im Hs. 13d. CCCLXXXI (Suppt. 25) des Haus-, Hof- und Staatsarchives in W ien, BI. 238-342'. Der auch paliiographisch hochinteressante Sammelkodex mit Originalen uud Kon- zepten entstammt dem. Archiv der Freiherren von ödt nud war Eigentum de Frei- herrn Johannes Christopl1 von ödt .

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