Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

262 das Ergebnis der „starken Traktation" am 19. und 20. September der einmütige Entschluß der Pfarren, auf keinen Fall von ihren Prädikanten zu lassen. Ja, bei den Linzer Verhandlung·en im Jänner 1597 über- reichten die Mühlviertler keine Beschwerden, ,,weil es ihresteils am Re- ligionswesen hafte" 21 ). Der Hausruck brachte eine einzige Beschwerde (geg·en Lambach) vor, während das Traunviertel am Schluß eine allge- meine Verwahrung gegen Gewissenszwang· anhing·. Die kaiserliche Re- solution vom 6. Mai 1597 verlangte vor allem die Rückgabe aller ein- genommenen Kirchen und die Abschaffung· aller von den Bauern ein- gesetzten Prädikanten. Am 6. und 7. Juli nahm der Kommandant der Exekution im Mühlviertel den Eid und die Angelobung von 32 Pfarr- orten entgegen 22 ) . Der Eid verlangte die Nennung der Rädelsführer, die Rückgabe der Kirche und der ang·emaßten Güter und die Annahme der katholischen Religion. Für die Haltung der Prälaten gegen den Bauernaufstand, dessen kirchlicher Einschlag besonders im Mühlviertel stark hervortrat, war ih re Stellung als Grundherren mitbestimmend. Als solche mußten sie mit dem protestantischen Adel weitgehend zu- sammenstehen. Ihre Erklärung· vom 14. Juli 1595 hatten sie als Kirchenmänner abgegeben, als sich aber der vorwiegend sozial-revolu- tionäre Gesamtcharakter des Aufstandes zeigte, handelten sie in erster Linie als Inhaber von Grundherrschaften. Von dieser Tatsache aus wird neues Licht auf die Stellung des Passauer Bischofs zur Bauernerhebung fallen. 2. Die Haltung des Adels. Die Herren und Ritter hielten dem Aufstand gegenüber keine ge- rade Linie ein. Solange der Aufstand im Mühlviertel einem Kirchen- sturm glich, der die katholischen Geistlichen hinwegfegte, genoß er die Sympathie und teilweise nachweisbare Förderung· des Adels. Kaum trat der ·sozial-revolutionäre Charakter der Erhebung zutage, geriet der Adel in die größte Bedrängnis, der gerufenen Geister Herr zu werden. Achaz Hohenfelder, dessen Bedrückungen der Anlaß zur Ausdehnung des Aufstandes über den Hausruck waren, hieß „der Lutherischen Papst" 2 "), Weikhart von Pollheim, der nach dem Treffen bei Neumarkt mit knapper Not sein Leben rettete, und Gotthard von Starhemberg, der die Strafexekution durchführte, waren ausgesprochene Protestanten. Als nach dem Zusammenbruch des Aufstandes die Geg·enreformation bei Tür und Tor einzog, trat der Adel wieder auf die Seite seiner pro- testantischen Untertanen und der Städte, ja er zog Starhemberg wegen der Hinrichtungen und Güterkonfiskationen zur Verantwortung. In den Jahren knapp vor Ausbruch des Aufstandes hatten die Herren von Starhemberg, Sprinzenstein, Gera und Ödt bei den ört- lichen Kämpfen um lutherische Pfarrer vielfach vermittelt. Bis 31. Juli 1595 dürften die Herren und Ritter die Vorfälle in St. Peter, Nieder- 21 ) Annalen, 13d. XXIV, BI. 158. 22 ) Czerny, S . 82G, Anm. 23 ) So in den Postscriptn des Bischofs Urbnn vom IG. September 1597 an Uu - doH II. Bayerisches Hauptstaatsarch iv München, Passaner Blechkasten, Nr. 130.

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