Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

260 hofften die Bauern a uf ein „freies Landl" und auf die Wiederge,vin- nung ihrer vor 200 J ahren verlorenen Freiheit 5 ), der Adel auf die Be- seitig·ung der Religionserneuerung und auf den vollen Sieg des Luther- tums, die Präla ten auf den starken Kehraus der Gegenreformati on. Die Behandlung der ersten Ausschreit11ngen durch die Stände zeigt das zur Genüge beka nnte Bild. Anklagend wiesen di e Verord- neten auf St. Florian und Schlägl, die auf einigen Pfarren im Mühl- viertel katholische Pfarrer aufgestellt hätten, die g·egen das alte Her - kommen keine evangelischen Gesellpriester halten woliten°). Als Löbl dem Adel schärfstes Vorgehen gegen seine Untertanen auftrug;), äußerten di e Stände di e Vermutung, er habe sie beim Kai ser a ngegeben, und unterbreitet en ihm folgende Kirchenwünsche : Es besteht Ge- wissensfreiheit. Die Predigt, di e Taufe und das Abendmahl nach der A C sind frei, sicher und öffentli ch in ihren Pfarrkirchen. Ist der Pfarrer katholisch, wird ein Preclig·e r der A C aufg·enommen, oder den Leuten die Erlaubnis zum Besuche der nächsten Pfarre der AC mit Taufe, Beichte, Abendma hl 11ml Heiratskopul a tion erteilt. Eventuell dürfen sich die Untertanen ein en eigenen „evangelischen Priester " be- stell en. In dem Kreise der Präla ten war die Überzeugung von der kirchli chen Wurzel des Aufstandes a ll g·emein 8 ) . Propst Georg· von St. Florian verteidigte seine Grundun terta nen in St. Pet er a. W., Propst Wenzel von Schlägl erklärte, es sei nur auf l1ie alte Kirche abgesehen gewesen. Abt Johannes vo11 Kremsmünster urteilte, des Bauersmannes Beschwerung habe a nfangs g rößtenteil s die Religion betroffen. J a, in einer Regi erungseingabe sprach der gesamte Präl a t enstand seine Auffa.sstrng dahin aus, cfa der Au f s t a. n cl s e i n e n U r s p r u n g v o n d e r R e I i g i o n g e n o m nt e n, m ü s s e , o r a I I e n D i n g· e n u i e Wurz e l kuri e rt w e rd e n. Auch der Kaiser, L1er die Vor- fäll e für eine Fortsetzung der im Lande ob de r Enns chroni sch ge- wordenen Relig"ionss treithändel hielt, ging von di eser Yora11 ssetzung aus und verbot die Aufreizung· durch di e Präc1ikanten°). Unter Protes t gegen di ese Beschuldig·ung erkfärten di e Stände, di e Kommi ssäre Sieg- mund Ludwig· von Pollheim und Hans Schifer hätten bei ihrer Be- reisung· des Aufstandsgebi et es nur gefnnden , daß di e Leute in der Re- ligion beschwert seien' 0 ) . Der Fortgang der Ereignisse legte nur zu bald di e Hintergründe bloß. Bereits am 15. Oktober 1595 berichtete der Adel an den Kaiser, da ß die Unterta nen die Neuerungen in den Anl agen abbring·en und den Obrigkeitsstand a ufheben oder ihm eine Reforma tion vorschreiben wollten 11 ) . Öst erreich unter der Enns und die Steiermark wurden von der gefährli chen Rebellion geg·en die Obrigkeiten ohne Unters chied der Relig ion verstfü1clig t"), Reichart von Starhemberg· zu persönlicher Be- ') Czerny, S . 138, Anm. 1, 1111d S . 22/J. ') Annal en, Bd . XXIV , lll. 1. 7 ) Ebenda . BI. l'. 8 ) Czern y, S. il. ') Die Ge11cra le Hud o!Cs IT. in den Anna leu. Btl . XX IV, BI. 10 rt. 1 •) Ebenda , lll. 14'. 11 ) Ebenda. lll. 27. " ) Eb enda. BI. 34".

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