Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

259 standes auf den Hausruck führte zu Verhandlungen in Wels, ·während sich die Mühlviertler Bauern vor Ottensheim lagerten. Am 18. Jänner 1597 kam der „artikulierte Stillstand" von Linz zustande. Der v i e r t e Akt des Dramas beg·ann mit den Prager Verhandlungen. Das kaiserliche Dekr et vom 8. Mai fo rderte die Ablieferung· der Waffen bis zum 9. Juni , die Rückg·abe aller eingenommenen Kirchen und Pfarren und die Abschaffung aller von den Bauern eingeführten Prädikanten. Unter fortgesetztem Widerstande der Bauern gelang· die Ergreifung der Rädelsführer. Am 29. Juni rückte Gotthard von Starhemberg zur Exe- kution in das Mühlviertel ab, Löbl folgte mit einem zweiten Streif- korps am 16. Juli. Starhemberg übersetzte am 22. Juli die Donau, streifte durch den Hausruck, zog dann in das Garstner Tal und durch das Traunviertel nach St. Georgen im Attergau. Unter dem Kommando des Hans Joachim von Zinzendorf zog das Streifkorps nach der Unter- werfung· der Pfarren im Attergau und im Mondseeland über Wolfsegg, Haag, Gaspoltshofen, Schwans , Lambach und Wels nach Linz. Anfangs September 1597 war der Aufstand erloschen. II. Die Wechselbeziehungen Mächtegruppen zu dem der einzelnen Aufstand. 1. Der Prälatenstand und die Gegenreformation. Der erste Abschnitt des Bauernaufstandes bis zum 31. Juli 1595 bietet das Bild einer gewaltsamen Relig·ionsbewegung. Der Ausgang von Kirche und Pfarrhof, nicht vom Schloß, war so trnbestritten, daß alle Seiten immer wieder auf diese Tatsache verwiesen. Vom entgegen- g·esetzten Standpunkt aus betonten diesen Ursprung der Prälatenstand und Bischof Urban hüben, der lutherische Adel drüben. Dieser erblickte anfänglich in den revolutionären Erscheinungen im Mühlviertel die Fortsetzung der Ereignisse von Sierning und im Garstner Tale und die Bestätigung· der so oft vorausgesagten Revolut ion im Falle der Heligionserneuerung•) . Der Prälatenstand hegte die Überzeugung, daß der Adel durch die Erhebu ng· seiner Untertanen das katholische Re- formwerk verhindern und die Religionserneuerung unmöglich machen wollte. Auch die Regierung legte dem kirchlichen Ursprung· der Er- hebung· lange Zeit die Hauptbedeutung bei. Sie hörte in Prag beide Teile und wollte in den wirtschaftli chen Beschwerden der Bauern diesen eben das Recht zusprechen, wenn nicht Bestechung· und die Ausnützung· persönlicher Beziehungen die Bauern um ihren Vorsprung gebracht hätten. Die Anmaßung kirchlicher Rechte und die Straf- mäßigkeit der Ereig·nisse im Mühlviertel stand außer Zweifel, tmd an diesem Punkte setzte, nachdem die wirtschaftli che und soziale Seite unrühmlich genug abg·etan worden wa.r, die politische Gegenreformation ein. Für sie war der Bauernaufsta.nd nur ein Zwischenfall, aber ein wer tvoller, denn er drii ckte ihr die volle Gewalt in di e Hand . So 4 ) Annalen, Btl. XXIV, B I. 4'. 17*

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