Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

258 Gegenreformation untersucht werden. Denn - und das sei als bitteres Ergebnis gleich vorweggenommen - es gin g· nicht um das Wohl und Wehe des gemeinen Mannes, vielmehr um konfessionelle und politische Ziele. Nur die Erwägung·, daß auch geschichtliche Entwicklung·en mit einer gewissen innergesetzlichen Notwendigkeit ablaufen, daß sie über Wohl und Wehe des Einzelnen und ganzer Geschlechterfolgen mit Sturmeskraft hinwegbrausen, sodaß sich ihrer Wirkung· kaum jemand entziehen kann , mildert die Bitterkeit der Bewertung·. Eine knappe üb e r sic h t kann vier Phasen des Bauernaufstan- des unterscheiden. Der e rst e Ab s c h n i t t reichte vom Ausbruch am 10. l\fai 1594 in St. Peter am Wimberg· bis zu den Kompaktaten von Grieskirchen am 20. November 1595. Der Aufstand verbre itete sich zunächst im Mühlviertel, wo er sich g·egen die katholischen Pfar- rer auf den Pfarren St. Florians, Schlägls, Wilhering·s und des Passauer Bischofs richtete. Die katholischen Pfarrer wurden vertrieben und entrannen teilweise nur mit knapper Not dem Tode. Am 31. Juli brach di0 offene Revolution gegen Klöster und Schlösser als Sitze l er Grund- herren aus, deren Insassen v ielfach flüchteten, auch wurden vereinzelte katholische Bürger in Märkten vertrieben . Der leitende Kopf der Er- hebung im Mühlviertel war der Rohrbacher Marktschreiber Nikolaus Praun 2 ) , während der Prädikant Benedikt Gstettner 3 ) auf der Filiale St. Leonhard bei Sarleinsbach in fanatischer Weise gegen die katho- lische Religion hetzte. Am 1. Oktober 1595 ergriff das Feuer auch das Hausruck.viertel. Bauern von Neukirchen am Wald wollten selbst mit ihren Herrschaften „tadingen" . Den Anlaß boten die Bedrückun- gen des Acbaz von Hohenfeld zu Aistersheim und Almegg·, Besitzer der Herrschaft Peuerbach. Bis 20. Oktober waren die wichtigsten Orte an- gelobt. Führer war Lazarus Doppler. Am 1. November 1595 nahm auch das Machland durch Untertanen der Herrschaft Reichenstein mit dem Aufstand Fühlung. Rasch fielen eine Anzahl gTößerer Orte bei. Am 13. November 1595 ließ sich Weikhart von Pollheim mit 400 lVIann gegen die Bauern (4000 Mann) bei Neumarkt am Hausruck in ein Treffen ein und erlitt eine blutig·e Niederlage. Der zweit e Ab- s c h n i t t reicht vom Stillstand des 20. November 1595 bis zur kaiser- lichen Resolution auf die Bauernbeschwerden vom 6. April 1596. Das g·ewalttätig·e Bauernreg·iment im Lande und langwierige Verhandlun- gen in Prag· füllten diese Zeit des Wartens und der heimlichen Rü- stungen aus. In seinem c1 r i t t e n A b s c h n i t t ergriff der Aufstand sämtliche Viertel des Landes. Ein Höhepunkt war die Hinrichtung zweier Bauern, die auf den Steyrer Burggrafen angelegt hatten, am 13. November 1596. Die Hauptereignisse spielten im Traunkreis, der seine verhältni smäßige bisherige Ruhe nachholte. Führer waren Ge- org Tascb, Witt von Pettenbach, und Hans Gundenstorfer aus Ke- maten an der Krems (der „Salig" genannt). Das übergreifen des Auf- ') Charakteristik bei C1.erny, S . 44. ') Czcr11 y, S. 62 f.

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