Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

Zweiter Abschnitt. Die Haltung der Landstände und des Passauer Bischofs während des zweiten obderennsischen Bauernaufstandes, 1594-1597. I. Die Eigenart und die Bedeutung des zweiten Bauernaufstandes1). Im Rahmen dieser Arbeit ist nicht der zweite Bauernaufstand als solcher Gegenstand der Darstellung, sondern die Haltung der Land- stände zu dieser mehrjährigen Erhebung. Die Gedanken und Ent- schlüsse zwischen Linz, Wien, Prag· und Passau über die Vorgänge im Läncllein ob der Enns bildeten nicht einen für sich bestehenden Kreis- lnuf zur Niederwerfung· des Aufstandes, sie stellten sich vielmehr als entscheidendes Glied in der langen Kette der Handlung·en im Glaubens- kampfe heraus. In der Reihe der Bauernerhebungen im Lande ob der Enns fällt der zweite Bauernkrieg durch verschiedene Merkmale auf, die ihm eine besondere Stellung zuweisen. Sofort ins Auge fällt die lang·e Dau er ; di e Erhebung wogte drei JaJue nuf und nieder. Dann ist das Geflecht religiöser nnd sozialer Belange so unlösli ch, daß von Anfang an über den Grnndcharakter des Aufstandes erbitterter St reit ging . Schließlich hat der große Bauernkrieg von 1626 seine Wurzeln in den Ereig·nissen von 1594-1597 und darf trotz wichtiger da- zwischen liegender Begebenheiten nicht von ihnen g·etrennt werden. In diesem Zusammenhange kommt nicht der Aufstand in seiner Organi- S}1tion und mit seinen Gewalttaten, sondern seine Auswirkungen auf die Landespolitik in Frage. Im Vo rdergrunde stehen seine hemmenden und fördernden Folgen für die Politik der einzelnen Kräftegruppen, seine Verwendbarkeit für den konfessionellen Kampf am Verhand- lungstisch und in der Bearbeitung der Vollrnmeinung. Es soll ke in mil itärischer Aufriß geboten, sondern di e Rolle des zweiten Bauern- aufstandes für den Entscheidungskampf zwischen Reformation und 1 ) Gr undl egend Czerny A.• Der zwe ite Bauernaufsta nd in Oberösterreich 1595- 1597 (1890) . 17

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2