Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

255 v o n a 11 e n P f a r r e i e n 1a n d e s f ü r s t I i c h e n o d e r k a- t h o l i s c h e n P a t r o n a t s d u r c h z u f ü h r e n. Wegen der Gefahr einer eventuellen Unterstützung im Falle einer Bauernerhebung durch bairische Bauern wollte der Erzherzog den Baiernherzog zuvor hören. Herzog· Wilhelm sprach sich nicht nur angesichts der Türken- gefahr gegen die Durchführung der Religionsveränderung aus, sondern er unterstellte dem Plane die Absicht Klesls, Baiern in Passau noch ver- haßter zu machen 3 ' ) . Ein Gutachten der bairischen Räte hob di e Ge- fahren einer gewaltsamen Restauration hervor und versprach sich einen Erfolg nur auf Umwegen. Die Zeit sei weg·en der Türkengefahr sehr un- günstig· und auch früher habe man nichts ausrichten können. Die Leute wollten lieber unter dem Türken als päpstisch sein 35 ) , von den Ständen seien „gar wenig katholisch", alle übrigen sektisch. Als unerläßliche l\faßnahmen schlugen sie vor, in erster Linie die Abschaffung der hlthe- rischen Ständeschule in Linz, die auch der g·eg·enwärtige Papst ins Auge gefaßt habe. Er solle zur E rri chtung einer katholischen Schule in Linz seine Hilfe versprochen haben 36 ). Die dem protestantischen Jörg·er ver- pfändete Herrschaft Steyr, in der die „alleriirgsten und in der Religion vergiftetsten Leute" seien, werde einem Katholiken übertragen. Löbl habe geäußert, wenn er di e Pfandherrschaft hätte, würde die Herrschaft dem Kaiser mehr trag·en, und binnen wenigen Jahren wäre die katho- lische Relig'ion wiederhergestellt 37 ) . Endlich müßten di e katholischen Pfarrer wirklichen Schutz erhalten. Ohne Zweifel bildeten diese ver- traulichen Verhandlungen mit Baiern im Verein mit Klesls Besuch in Linz die Unterlage für das in Linz jäh aufflatternde Schreckgerücht. Die nächste Folge dieser Vorg•iLnge war di e Au f s t e 11 u n g e iner Landhaus wach e aus acht bewaffneten Bürgern im Ok- tober 1593. Nach Befragung des Erzherzogs l\fatthias" 8 ) verlangte Löbl bei 500 Dukaten Pönfall die sofortige Entfernung· der Privatwache, die in der landesfürstlichen Kammerg·utstadt des Kaisers überflüssig sei 39 ) . Die Stände g·ehorchten für einige Tage, verteidigten sich aber g·egen Löb1 40 ) und eingehender g·egen Erzherzog l\fatthias mit dem Hin- weis auf die unsicheren Zeiten 1111d auf die wertvollen, im Landhaus ver- wahrten Akten und Urkunden . Die Städte seien ni cht Kammergut, sondern der vierte Stand, der laut der Schadlosbriefe neben den an- deren Ständen frei seine Bewilligungen reiche. Am 26. Jänner 1594 be- auftragten sie die Verordneten, durch eine entsprechende Wache für die Sicherheit des Landhauses zu sorgen 41 ). Darauf legten zwei angesehene 04 ) Stieve F., Briefe und Akten zur Gesch ichte des Dreißigjiibr igen Krieges, Hd. IV, Die Politik Bayerns 1591- 1607. Erste Hälfte, S. 121 ff. 30 ) Man wisse aus Erfahrung, ,,wie halsstarig und verbaint dise leu t in ircr kc,zerei werden, das s ie sich wo! etwan dörffen vcrnemben lassen, sie wellen ee. m,der dem Turken als bäbstiseh (wie s ies haissen) sein" . Ebenda, S. 123. ") Ebenda, S. 123, Anm. l. ") Ebenda, S. 124. ' 8 ) Annalen, Bd. XXII, lll. 278'. ") Ebenda, BI. 277'. ••) Ebenda, BI. 274 ' . ") Ebenda, Bl. 279.

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