Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

254 l i s c h e n F ü r s t e n d a s L a n d h a u s s t ü r m e n, e s p l ü n- d er n und das Lu t h e r tu m au s rott e n. Das Gerücht zündete. Da man nicht wisse, hieß es, wessen man sich von den Katholischen zu versehen habe, wolle man lieber des Türken Einfall haben. Das Miß- trauen de r „Confessionisten" gegen die katholischen Ständemitglieder stieg so an, daß der Wert der Güter und der Kredit inner- und außer- lialb des Landes sanken. Trotz sofortiger Untersuchung nach dem Ur- heber des Gerüchtes fand man diesen nicht 30 ), und als Löbl die weiteren Nachforschungen den Ständen übertrng, bezogen diese einige Bemer- kungen auf sich 31 ) und drohten mit der Anzeige beim Kaiser. Ihre schriftliche Verantwortung vom 4. Oktober 1593 zeigte einen hohen Grad von Feindseligkeit gegen den Lancleshauptmann 32 ) . Es sei seine Sache, gegen die Verbreiter solcher Reden vorzugehen. Halte er ein Mitglied der Stände für schuldig, so nenne er den Namen. Man werde bei Beschuldigungen seitens päpstlicher Mitg·lieder hoffentli ch ihre Ver- antwortung hören . Zweimal sei ihnen schon gesagt worden, was ihnen bevorstehe, wenn diese Gerüchtemacherei weg·en der AC geschehe. Die bösen Folgen dieser Gerüchte auf dem Geldmarkte würden sich noch weiter auswirken. Aus dem Schriftenwechsel erhellt, daß der Landes- hauptmann das Gerücht für einen planmäßig·en Anschlag der lutheri- schen Stände auf den Kredit des Landes hielt, und daß er glaubte, sie setzten mit der angedrohten Abgabenverweigerung im Falle einer Re- ligionsveränderung ein. Anderseits teilten die Stände die Überzeugung, daß mit der Religionsveränderung begonnen werde und daß man zu- erst die Städte vom Adel trennen wolle. Beide Vermutungen waren begründet. D i c V o r g· e s c h i c h t e d c s G e r ü c b t e s führt ohne Zweifel auf einen Besuch Klesls in Linz und auf eine Anfrage des Erzherzogs Matthias in München zurück. Bei den ausgezeichneten vertraulichen Verbindungen der Stände mit allen wichtigen Staatskanzleien ha.tten sie vom Plan der Geg·enreformation Kenntnis erhalten und gingen sofort mit der Veröffentlichung· der grell aufgemachten Sensationsnachricht zum Angriff über. "Melchior K 1 e s l war im Juli 1593 in Beisein Löbls, des Herrn Jörger und anderer bei einem Abt i n Li n z g e w e s e n. Im September wußte das Gerücht, daß Klesl heimlich in Linz weile, daß er die Prädikanten aus dem Landhause vertreiben werde und mit Salz- burger und Passauer Kriegsvolk wohl gefaßt sei . In Kürze war durch die Prädikanten die Nachricht im ganzen Lande und in Wien verbreitet. Klesl erfuhr davon auf der Rückreise von Prag nach Wien in Znaim und nannte das Gerücht eine offenkundige Lüge 33 ). Am 21. Juli 1593 hi~tte Erzherzog Matthias den Herzog Wilhelm von Baiern von dem Vorhaben verständigt, d i e v o r c i n i g c n J a h r e n b e g o n n e n e, aber durch di e Untertn.nenerhebung unterbrochene Absc h affung der eingedrungenen Prädikanten 00 ) An11alen, Bd. XXI, HI. 853'. "') Ebenda, BI. 853'. ") Ebenda, BI. 855. 8 ') Ein Schreiben Klesls vom 5. Okt.obe r 15!)3 au einen obdercnnsischen Prä- laten aus Wien bei Wiedemann, Bd. J. S. 4!11 ff.

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