Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

252 Von S t e y r wissen wir, daß die Fronleichnamsprozession 1557 ab- geschafft wurde. 1590 fand auf Betreiben des Btu-gvogtes Murhammer zum erstenmale wieder ein sehr bescheidener theophorischer Umgang auf dem Freithof statt. Ein kleiner Chor sang das Pange lingua und dem Sanktissimum folgten 5-6 Personen, darunter der Vizedom des Landes unter der Enns, Dr. Maxim ilian Sauer. Für den „Himmel" waren kaum die Träger aufzubringen. Dem Chronisten scheint es ue- 2,chtlich, daß diese Miniaturprozession ohne Belästigung· verlief 10 ). Der Versuch des Abtes Martin, 1591 eine allgemeine Prozession in Steyr zu veranstalten, scheiterte, da Pfaner Wolfgang Lämpel die Verkündigung des Festes unterli eß. Von den chwi erig·k eiten, die Abt Burkhart von Lambach 1588 mit der Fronleichnamsprozession in Lambach hatte, war bereits oben die Rede. Es ist unbekannt, wann in Linz die Pro- zession eingestellt wurde, doch darf man auch hier das sechste Jahr- 1.chnt annehmen. Dann unterblieb sie mit einer einzigen Ausnahme 11 ), wie es scheint, bis 1589. In diesem Jahre machte ein P rädikant des Linzer Landhausministeriums schwere Ausfälle g·egen alle Katholiken, die sich an der Corpus-Christi-Prozes ·ion beteiligten, und bezeichnete s ie unter anderem a ls babylonische Hurenkinder , den Papst a ls den Antichrist. Der Hofprediger des Erzhe rzog·s Matthias beschwerte sich am nächsten Feiertag· in der kaiserlichen Hauptschloßkirche in Linz und widerlegte in Anwesenheit des Erzherzogs di e g·roben Anwürfe'~). 1.593 bemühte sich Löbl um eine würdige Fronleichnamsprozession, doch ver- ·weigerte die Bürgerschaft die Beteiligung·. Von den am 16. Juni be i 52 Dukaten Pönfall erforderten sechs Bürg·ern erschien kein einziger vor dem Landeshauptmann 13 ), vielmehr beschwerten sich die dr i welt- lichen Stände bei Löbl 14 ) . Ein scha rfer Tadel des Erzherzogs Matthias warf Linz vor, daß die Handwerk ·ordnungen die Beteiligung· an diesem Tage und an den katholischen Quatemberg·ottesdiensten vorsehe, und betonte, daß die Städte von der Religionskonzess ion ausgeschlossen seien'"). Die Linzer versteckten sich hinter den Landständen 10 ) und erst im Jahre 1600 fand die erste g rößere Fronleichnamsprozess ion unter Beteiligung von 300 Personen statt. Durch zahlreiche Erlässe suchte Löbl eine Re ihe von k u 1tu r e 1- 1 e n und w i r t s c h a, f t 1i c h e n ü b e l s t ä n d e n zu beheben und neuen Boden zu legen. Er verbot Gotteslästerung 17 ), leichtsinniges Schwören, Fluchen, Lästerung der Mutter Gottes und der Heiligen, Zu- > 0 ) Lindner, Anna len, S. 8 r. ") Im Jahre 1582 hatten Rudolf II. und Erzh erzog Matthias nnf <.!er Durch- 1·oise nach Deutschlnn<.I in Linz geweilt un<.I <.!er Fron l eichuamsprozession beige- wohnt. ' 2 ) Czerny A., Eiuige llfotter aus <.!er Zeit <.!er Gegenreformat ion, S. 122. 13 ) Annal en, Bd. XXI , BI. 338' und 339. ") Ebenda, BI. 340 . 10 ) .Annalen, Bd. XXII, BI. 299. 1 G) Ebenda, BI. 298. ") Annalen, Bd. XIX, 2. 'l'ei l, BI. 135.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2