Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

251 diesem Abkommen erst 1594"). Unerledigt blieb der Artikel über die Sperre, Inventur und Verlassenschaftsabhandlung nach erbgelassenem Priestergut. Er wurde ers t am 2. November 1600 geregelt, praktisch aber nicht durchg·eführt 4 ) . Bei der Stellung· Klesls g·eg·en den Kloster- rat blieben zwar auch jetzt Reibereien nicht aus, doch entwand der Vergleich den lutherischen Ständen eine Waffe, die sie so oft mit Meisterschaft führten, das Ausspielen der landesfürstl ichen Rechte gegen Passauer Bischofsverordnungen. 3. Die kirchliche Erneuerung setzte, wenngleich sehr langsam, ihren w·eg unbeirrt fort. Die Schwierigkeiten waren außerordentlich und auch in Rom wohlbekannt. Papst Klemens VIII. sprach 1592 in der Instruk- tion für den neuen Nuntius am Kaiserhofe, Cesare Speciani, als seinen besonderen Wunsch die Unterstützung der Er r i c h tun g· eines .J e s u i t e n k o 11 e g s i n Linz aus 5 ) . Dies war umso notwendiger, a ls Klesl zur Freude seiner Gegner in Streitigkeiten mit den Jesuiten geraten war 0 ) und schmerzliche, durch untaugliche Geistliche ver- msachte Rückschläge das Aufbauwerk hemmten 7 ) . Außerdem zog das Linzer Landhausministerium immer mehr Volk an, das die Predigten besuchte und lutherisch kommunizierte 8 ) . Die Rührig·keit der prote- stantischen Stände zeigte sich nicht zuletzt in ihrer Fürsorge um die Feldseelsorg·e. Wiederholt bekümmerten sie si ch um Feldprediger für gTößere Truppenabteilungen, die nach Ungarn abgingen°). Den hohen Grad der Schwi erigk eiten der katholischen Restauration beleuchtet nichts so gut als die Bemühungen Löbls um die W i e de r- e i n f ü h r u n g d e r F r o n l e i c h n a m s p r o z e s s i o n. Das Ab- kommen und die Wiederaufnahme dieser ehrwürclig·en katholischen An- dacht sind wichtige Daten in der Reformationsgeschichte eines Ortes. •) Ilisc!Jof Urbnn befnlll dem Rnra ldecha nt von Gaspoltshofen, n11f di o Ver- lassenscha ft des Pfa rrers Jolrnnnes Wild von Hofkirchen a . d. 'l'rnttnach die Sperre zu legen . Löbl fra gte tlie Stänrle, ob ihnen ein Temporalienverglei clt zwi Rchen Kaiser und Bisch of, auf den s ich Urban bezog, bekannt sei. \Viihrencl die Stände die Sperre als Gewa lthand lung u11d gegen die Laudesfreiheiten erkliirten , forcierte der Bischof den Landeshauptma nn zur Einhaltung des Verglei ches au.r. Das Ah - kommen schei nt erst 1595 voll stii ndig bekannt gewor den zu sein. Anna len , Ud. XXII, BI. 344, 345, 3ff, 348. •) Gedntckt bei Wiedeman11, Tld. II, S. 464 ff . 6 ) Pastor, Bel. XI 1 - 7 , S . 233. ') Duhr B. , Geschi chte cle l' Jesuiten .in den Llinclern ,leutscher Zuugc im lG. Jahrhundert, Bd. I, S. 274 f . 7 ) So entfl oh Abt :Mi chael II. Angorer von 11,wmgartenbe ,·g vor den kai ser- l ichen und passauischen Korumissliren 1590 mit einem gl'Oßen '!'eile des Kloster- schatzes. 15!11 flüchteten der Prior Wiser u11 d der ehemalige Pfarrer von Ne us ti f t Kaspnr und wurden lutheri sch. So Lindners Annalen, S. 14 r. Nach Pritr. V., Garsten, S. 52, wäre die Flucht 1595 er.folgt. 8 ) Annalen , Bd. XX, BI. 2H3' und 235'. ') So erbaten s ie 1593 den Feldpred iger Leonhard lllayr. Wege11 der l u11g- jiihrigen, besonders in der Heligi on gepfloge11en Korrespondenz sagto das Rege us- btuger Konsis t orinm zn. In der A 11twol't vom 4. Oktober 1593 findet sich r.um erstenmale iu den Anna len der A usdruck „obcröste rre ichische Landschaft". An- na l en, Bd. XXI, BI. 730'. 1595 wurde i'vf. Chri stoph ne rghamer Hi s Feldprediger be- ste llt. Annnleu , 13d. XXIII, BI. ;m.

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