Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

250 Ang·elegenheiten dan eben. Sein höchst oberflächlicher Ritt durch das Land, seine Pfarrereinsetzungen und die Reverse, mit denen er sich begnügte, erregten den Unwill en Klesls und des Passauer Ordinariates . Aber als Gesamterscheinung und in seiner grundsätzlichen Haltung ver- dient er den Beinamen des Gegenreformators unter den Landeshaupt- leuten. Wenn der Regierungsvertreter bei der Vorstellung· des neuen Landeshauptmannes am 14. Mai 1592 die Vernunft, Geschicklichkeit, Erfahrung, die adelig·en Tugenden und andere Eigenschaften Löbls rühmte, so sprach er die Wahrheit. Die politische Lage, welcher der neue Landeshauptmann geg·enüber- stand, war fast hoffnung·slos. Er sah den Block der politischen Stände gege n sich geri chtet und wußte, wie sehr die Reg'ierung von der Gunst dieser Stände abhängig war. Schon 1589-1592 waren die Landtage nur mit äußerster Mühe zusammengebracht worden und verharrten bis zum Ausbruch des Bauernkrieges in erbitterter Gegnerschaft wider di e Re- gierung. Der Sierninger Handel hatte mit einer Niederlage des Re- gierungskurses geendet und die soziale Revolution als mächtigen Mit- streiter in · den Glauben ·kampf eingeführt. In den Städten war di e Stellung der A C unerschüttert, in einer Reihe von Pfarrbese tzungen hatte der Protestantismus Fortschritte erzielt. Und erhob sich nicht das Landhaus wie eine stolze Burg der Stände inmitten der Bürger- stadt gegen das kaiserli che Schloß auf dem Römerberg? Es erforderte überzeugungstrene w1d persö nli chen Mut, eine solche Stellung anzu- greifen. Und es wa r der Reg·icrung· ernst mit der Geg·enreformation. Dn s Land ob der Enns bildete inmitten von Baiern , Salzburg, Steier- mark, Österreich unter der Enns und Böhmen ein von der Gegen- reformation ziemlich ve rschontes Eiland. Löbls Ernennung bedeutete d en Willen zu ein er Wende. Obwohl infolge der gToßen Türkengefahr seit 1592, besonders nach der Übergabe der Festung Raab im J ahre 1594, militärische und finanzielle Forderungen einander jag'ten, ruhte der kirchliche Kampf im Lande k einen Augenbli ck. 2. Das zweite große E reig·nis desselben Jahres bestand im V c r- g l e i c h z w i s c h e n W i e n u n d P a s s a u v o rn 6. N o v e m b e r 1 5 9 2 üb e r di e g e i s t I i c h e u n d w e 1 t 1 ich e J u r i s d i k- t i o n in ö s t e r r e i c h 1 ). Der Vergleich regelte die Wahl und In- stallation der Prälaten, die Visitation, Reformation und Absetzung derselben, die Inventur des Klosterg·utes nach dem Ableben der Prä- laten, die Präsentation, Visitation und Bestrafung· der Pfarrer. Das Konkordat wurde dem Prälatenstand ob der Enns offiziell am 5. Mai 1593 übermittelt'), der Land eshauptmann und die Stände erfuhren von 1 ) Concordata zwischen Iln· Rörn . Kays. May. als Ertz-flertzogen dess Löbl. Hauss Oesterreich, etc. und Bi schoffen Urban zu Passau. Annalen, Bel. XXIII, BI. 416-423. Gedruckt bei Wiedemaun, Bel. II, S. 4~~ ff. ') Das Dokument findet sieh i11 zahlreichen Klosternrchiven . Von aufge- h obenen Kl östern z. B. in Mondsee, l\lonclseer Akten , Bel. XLI, Nr. 15; Garsten. Garstner Akten , Btl. X. Druck in QuaTt aus lüOO; Waldhausen, Waldhausner Akten im lliusealarehiv, Bel. II; SJ>ital a. P ., Pdilatenstandsakten, Bd. CH, lfusz . lV, Nr. 123.

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