Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

Erster Abschnitt. Der Vergleich zwischen Passau und Wien und die zunehmende Spannung zwischen dem katholischen Landeshauptmann und den protestantischen Ständen. 1. Im Jahre 1592 traf die Regierung zwei Verfügungen, die für die Gegenreformation im Lande ob der Enns von gToßer Bedeutung wurden: die Ernennung· eines entschi edenen Katholiken zum Landeshauptmann und den Verg'leich mit Passau über die Abgrenzung der geistlichen und weltlichen Jurisdiktion in Österreich. Während die zweite Maßnahme Reibereien zwischen der Regierungskanzlei und dem Ordinariat aus dem Wege räumte, schuf die erste praktisch die Möglichkeit für die Durch- führung· der Regierung·sbeschlüsse. Beide zusammen bedeuteten eine solche Verbesserung des Verwaltung·sapparates, daß mit 1592 ein neuer Abschnitt in der Reformationsgeschichte des Landes einsetzt. Mit Han s J a kob L ö b 1, Fre i h e r r n zu G r e i n b ur g (1592-1602), zog zum erstenmal seit Ausbruch der Glaubensspaltung ein überzeugter Ka tholik als Landeshauptmann in das Linzer Schloß ein. Wenn man sich erinner t, wie gleich zu Beg'inn der r eligiösen Um- witlzung ein Wolfgang· Jörg·er (1513-1520) und ein Cyriak von Poll- heim (1521-1533) die Verbreitung des Luthertums förder ten , und wie lässig w1d manchmal zweideutig die anderen Hauptleute dem Regie- rungskurs dienten, so bedeutete Löbl einen völligen Umschwung. Er darf eher als Statthalter denn als Landeshauptmann angesprochen werden. Innerlich ein Anhänger der katholischen Kirche, war er durch und durch Regierungsmann, der die Erlässe des Hofes und der Reg·ierung unbeirrt durchführte. Keine Anhaltspunkte deuten darauf hin, daß Löbl Konjunkturpolitiker war, vielmehr mußte er sich klar sein, daß er mit der Übernahme der Landeshauptmannschaft in einer Zeit so schwerer Spannungen sein Leben auf das Spiel setzte. Es spricht für seine Unparteilichkeit, daß er wiederholt auch gegen Prälaten als geistliche Grundherren entschied und sich keineswegs mit der Politik des Prälatenstandes gleichsetzte. Umgekehrt standen auch die Prälaten manchesmal gegen den Landeshauptmann. Löbl war Beamter und wollte nur Beamter sein. Seine Maßnahmen und Entscheidungen stell- ten sich nicht selten als frag·würdig heraus, ::weh griff er in manchen

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