Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

245 in der Au verbündet, mit Anschluß einiger Tausende Holzknechte und mit der Plünderung von St. Peter trnd Seitenstetten g·edroht hätten 61 ). Die drei politischen Stände schoben die Schuld auf die neben dem Sierninger Handel fortdauernde Religionsveränderung· durch Absetz1mg evangelischer Pfarrer und durch Einkerkerung und Ausschaffung· von Untertanen. Es handle sicl1 nicht um einen Aufstand , man lasse die Leute bei der A C oder gestatte den Besuch der Kirche eines prote- stantischen Nachbars oder die Haltung eines P redigers neben dem lrntholischen Priester. Die P rälaten bezeichneten die Frei lassung der Relig'ion als gegen die katholische Relig'ion und g·egen die Rechte ihrer Gotteshäuser. Es handle sich nur wn wenige, nicht um den Willen der Arbeite r. Für Steyr regten sie die Veränderung des Rentmeisters und des Gegenschreiber · an 62 ). Da mittlerweile an den verschi edensten Stell en des Landes Empö rungen im Zusammenhange mit der Geg·en- reformation aufflammten, t rat der Sierninger Handel zurück. Ab- schließend muß er a ls Sieg des lutherischen Adels über die Prälaten angesprochen werden. Die außerordentliche Gewandtheit, mit der die Herren den bös ausschauenden Handel politisch bewältigten, wurde durch den Umstand begünstigt, daß Abt Alexander Itali ener , Täten- peck ein Baier war. Beide ve rgriffen sich wesentlich an psychologischen Umständen und geschichtlichen Voraussetzungen, deren Kenntnis und Beherrschung erst das Recht zum Siege führt. Kein Zweifel, daß der Handel weit über eine konfessionel le Ausschreitung hinaus reichte, im HintergTtmde stiegen bereits di e Schatten einer sozialen Revolution herauf. Entscheidend war die weitgehende Verbindung zwischen Bauernschaft und Arbeiterschaft, die für die Kämpfe der Folgezeit be- zeichnend ist, bemerkenswert auch die übereinstimmende Klage von beiden Seiten über die verwilderte Jugend und das unbändige Ges inde, ct essen sie sich nicht mehr erwehren konnten. Es war das in den Leidenschaften der Glaubensspaltu ng herangewachsene neue J ungvolk, das immer stärker in das poli t ische Getriebe eingTiff. 4. Die Zeit von 1588-1594, das Vorstadi um nnd di e E i n I e i t u 11 g z u m z w e i t e 11 B a u e r n a u f s t a 11 d, verlief i111 ganzen Lande höchst unruhig. Die örtlichen Empörungen folgten immer rascher aufeinander und wurden immer dichter. Das ganze Land g-eriet in Gärung und gli h ein ein von Fi eberschauern g·e- schüttelten Kranken. Die Kämpfe in den Städten und auf de n Stifts- pfarren gingen weiter, aber auch an zahlreichen anderen Orten erhob sich erbitterter Streit. Die Einfüh rung neuer katholischen Pfarrer er- folgte überall unter Widersetzlichkeit der Pfarrholden, vielfach der Zechpröpste 03 ). In den Märkten betätigten sich in erster Linie die Ma rktschreiber , auf den Vogteipfarren des Landes die Pfl eger, Hof- ri chter und Urbaramtmänner führend in de r Orga.n isation des Wider- ") Annalen, Bd. XlX, 2. '.1.'eil, BI. 104. ") Ebenda, Bl. 107. "') 1593 hatten z. J3. die Bauern in Pucking die Kircbenschliisse l an s ich ge- 11 ommen und lieflen weder cl en Pfleger von Ebelsberg noch den l'fnrrer Georg Rornrnix in den Pfarrhof. Cze1·ny A. , Der zweite Bauernnut. tn111J, S. ll , Anm. 1. Verl!'l. dazu Annal en , Bd. XXII, 131. 1150'.

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