Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

242 als Anstifter 40 ). Die Nachforschungen nach dem Prädikanten lehnte der Prälat wegen der Gefahren für sein Haus ab . Diese Rolle des Abtes Alexander und ein weiter zurückliegender Vorfall in der Burg· in Wien führten auf dem Landtag vom 22. Februar 1589 zu einem schweren Zu sam m e n s t o ß z w i s c h e n A 1 ex a n- d e r a La c u und Han s Fr e i h e r r n Y o n S p r in z e n s t e in. Da im Mittelpunkte der Auseinandersetzung· die Schuldfrag·e in der Bauernerhebung stand, kommt dem Konflikte grundsätzliche Bedeu- tung· zu. Ende November 1588 war Abt Alexander zufällig in der Tafelstube des Erzherzogs Ernst mit Hans von Sprinzenstein zusanunen- gekommen. Nach der Darstellung Sprinzensteins 4 ' ) sagte Abt Alex- ander vor einem Zeugen zn ihm: ,,1 h r Herren droben habt di e Bauern wid e r un s auf h et z e n wo 11 e n." Am folgenden Tage erklärte der Abt, er habe gesagt, er fürcht e ni cht die Bauern, aber die in den samtenen Hüten. Einige Tage später äußerte sich der Abt in derselben Tafelstube, die Herren hätten im Lande ob der Enns lauter Flacianer als Prediger, worauf ihn der Freiherr einen Lügner nannte. Abt Alexander 42 ) ste llte die Sache so dar, daß er au f die Fra.ge eines Regimentsrates, ob die Bauern ruhig wären, seine Äuße- nmg über die Träg·er der Samthüte gema,cht habe. Als ihm Sprinzen- stein den Vorwurf machte, daß er den Pfarrer von Oberneukirchen, Trepta, verjagt und einen zerrissenen katholischen Buben angestellt hätte, habe er diesen besser im Glauben g·egründet genannt als die Prä- dikanten, die alle oder fast alle Flacianer seien. Darauf sei es zu einem heftigen Wortwechsel g·ekommen, den beizulegen sich der niederöster- reichische Reg-imentsrat Alexander von Sprinzenstein vergeblich be- mühte. Auf dem g·enannten Landtag prallten die erhitzten Gemüter aufeinander. Die Stände bezeichneten di e Gegenreformation einiger Prälaten auf ihren Pfarren als Ursache des Sierninger Bundes und er- klärten, wenn der Prälatenstancl, wie sich der Willieringer rühme, die Vollmacht erhalten hätte, seine Untertanen zur Religion der römischen Kirche anzuhalten oder ihre Güter einzuziehen und sie auszuschaffen, oder wenn der Kaiser, wie eine Kommission in Freistadt andeutete, eine Veränderung in Stadt und Land vornehme oder zugebe, dann könnten sie nichts zahlen. Die Bitte um Freilassung Rottenhofers unter- stützten 140 Sierning·er, die vor der Stadt die Waffen ablegten und sich mit der Hausfrau des Schulmeisters in das Landhaus begaben, wo sie kniefällig um Schutz baten 43 ) . In dem langwierigen Schriftenwechsel zwischen Kommissären und Ständen verlangten diese di e Bereinigung '") Rottenhofor wurde durch rlen kaiserli ch en Landrichter Red1berger 11a chts heimlich in einem kleinen Haus a uf Pollheimischem Gebiet nusgeboben. ") Annalen, Bd. XVIII, BI. 503. ") Stülz J . , Wilhering, S. 156, Anm. ") Abt Alexander beri chtete am 8. Mär,- 1589 an Erzherzog Ernst, daß die Ba ue rn am 27. Februar Hellebarden, Federspieße, Röhren unrl Racken mitführten, d ie sie im Hanse des Herrn von Odt ließen. Stiftsarchiv Wilhering, Akten über Alexander a Lacu. Die Bewaffnung m1d die große Anzahl wui-de den Sierningern von den Ständen verwiesen. Nach Oberlcitner K., Die evangelischen Stände, S. 4U (wo nur 120 Bewaffnete angegeben sind), baten die Bauern fußfällig um Schutz l<"egen die Verfolgungen, denen sie a ls Bekenner der AC auisgcsetzt seien.

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