Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

238 einem Dekret des Erzherzogs Ernst an die Herrschaft Steyr und mit zwei Patenten an die Vorgeber und an die Zechleute von Sierning au~. Die Durchführung der katholischen Res tauration stellte er sich auf der Grundlag·e der neuen Passauer Agende mit Hilfe von Reversen vor. Er verlangte zunächst von der Herrschaft Steyr di e Bereinigung einiger das Kirchenvermögen betreffenden Punkte, persönlichen Schutz und die Abstelltmg des Auslaufens . Er müsse gemäß dem streng·en Befehl des Domkapitels jedem, der nicht in Sierning die Sakramente empfang·e, das BegTäbnis verweigern. Statt der angeforderten Beschreibung der Zeremonien legte er die Passauer Agende und eine Liste der wichtig- sten Punktet<) bei, wie er es halten wolle. Er sicherte die Kommunion unter beiden Gestalten zu, doch mußten diese während der Messe kon- sekriert werden, und gab bekannt, daß er die Unordnung· im Sakra- mente der Ehe abstellen wolle 10 ) . Am 24. Mai 1588 befahl der Burg- graf von Steyr die Erfüllung· des Reverses gegen Tätenpeck 10 ). Anfangs Juni ließ der Pfarrer die Passauer Agende öffentlich von der Kanzel verlesen und verwies die Pfarrgemeinde mit etwaig·en Beschwerden auf das Schloß Steyr. Diese zwei Maßnahmen führten zur Aufrichtung des Sierninger Bundes in der Kirche von Sierning 17 ) . Nach der Darstellung der Sierning·er wurde das Pfarrvolk zusammengerufe11 18 ), der Befehl öffent- lich verlesen und dann jeder um seine Meinung· befrag·t. Darauf hielten sie einen allgemeinen „Durchg·ang" durch di e Kirche und befragten jeden einzelnen. Wer bei Tätenpeck und den Passauischen Zeremonien bleiben wollte, sollte auf die Seite stehen, wer aber ohne Zwingen und Dringen bei der A O verharren wollte, zwei Fing·er zu Gott zu erheben, im Namen des Herrn in die Kirche gehen und Gott um seine Gnade an- mfen. Alle blieben beisammen und waren einstimmig gegen die neuen Zeremonien und den Revers. Den Eid nahmen, auf einem Wag·en stehend, der Sierninger Sch ulmeister Franz Rottenhofer und der Amtmann des Siegmund von Pollheim ab 10 ) . Auf Wunsch des Pfarrers wurde über den Vorfall ein Bericht für den Burgg·rafen verfaßt2°). Es scheint, daß der Pfarrer den Bericht nach Hof einsandte. Die Bauern erklärten, eine Ver- änderung der seit 30 Jahren geüb ten Religion in der großen Pfarre, die einige Tausende Menschen verschiedener Herrschaften umfasse, werde, cfa viel junges freches Volk dabei sei, Tumult und Rumor erregen. Die Re- ligionsveränderung sei nicht nur g·egen den Passauer Vertrag und gegen den Religionsfrieden , sondern auch gegen Maximilians II. Erklärung, jeder könne bei seiner Religion bleiben. 14 ) Annalen, Bd. XVIII, BI. 437. ••) Die Brautleute li efen ohne Vonvissen der Priesterschaft und obne Beichte meist gegen Abend mit den zwei Beistllnden daher und wollten sofort zusammen- gegeben werden, um rasch in das Wirtshaus zu kommen und ohne am nächsten 'l'og ei nen Gottesdiens t zu halten. 'l'ütenpec,k sah kiinl'tig die Zusammengel>ung und 'l'rnuung beim Hochzeitsamt um 9 Ubr vor. ") Anna l en, Bd. XVIII, BI. 430', 429, 482. 17 ) Angeblich, we il es „sehr gewittert" hatte. 18 ) Das Dutum ist nirgends geunnnt, doch Rpielte s i<;h uns Ereignis vor dem 19. Juni a b. - ") Stülz J., St. F loriun, S. 105, Anm. • 0 ) Annalen, Bd. XVllT, 131. 430 ' .

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