Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

237 der A u f I a u f im T r a. 11 n k r c i s im August 1575 eine Fo rtsetzung der Steyrer Bewegung od er eine selbständige Erhebung war, ist un- sicher. Doch löste er ernste Besorgnisse im Laude aus 10 ). Waren die berührten Vorfälle aus wirtschaftlichen Gründen heraus- gewachsen, so ereigneten sich schon 1582 g e w a I t s a m e V e r t r e i- b u n g e n n e u e i n g· e s e t z t e r k a t h o l i s c h e r P f a r r e r unter bedenklichen revolutionären Erscheinung·en. Ein unverdächtiger Zeuge, der Landhausprädikant Spindler, berichtete nach Tübingen 11 ), daß. die Städte in größter Angst vor den Bauerndrohungen seien. Die Bauern hütten erklärt, wenn ihnen „J esuiten" aufg·edrängt würden, gebe es Anfstände und Blutverg· ießen. In einer Herrschaft drei Meil en von Linz hütten kürz lich Bauern einen ihnen aufgedrängten Geistlichen bei der ersten Messe mit Steinwürfen angeg-riffen, aus der Kirche verjagt und den F lüchtenden verfolgt, sodaß sich dieser in den Fluß warf und mit :Mühe entkam. Der Geflü chtete, beri chtet Spindler, gab seine Bes tel- lung auf und auch andere wi esen eine Einladung zurück. Di e Bauern, g ut 400 nn der Zahl , hätten geschworen, eher das Leben hinzugeben und alles zu verlieren, als einen Meßpriester anzunehmen. In einer an- deren Kirche wollte vor einem Monat ein Priester nach seiner ersten Predigt die Messe feiern , wurde abe r unterbrochen. Die Zuhörer stimmten den Gesang an, ,,Wir glauben all ' an einen Gott", sangen das Symbolum durch und ve rhinderten gänzli ch die Messe. Der Brief ist ein Beweis für die außerordentli chen Schwierigkeiten, denen die katho- li. ehe Erneuerung begeg·nete, katholische Priester und Lehrer waren ihres Lebens nicht mehr sicher. Er bildet :.ber auch einen interessanten Beleg dafür, wie sich der revolutionäre Geist im religiösen Raume Lnft machte. 3. Viel ernster war der „S i e rnin g e r H ;:1, n d e I" des Jahres 1588'"). Er bietet das Bi ld einer ört li ch begrenzten, gut durchgeführt en wirklichen B a u e r n e r h e b u n g, di e jedoch weit um sich griff und schwere Konflikte unte r den Landständen heraufbeschwor. Der An laß war die Auswechsltmg· des bisherigen Pfarrers und Passauer Domherrn Dr. Georg Gotthardt (1584-1585) wegen Nichtdurchführung der katho- li schen Erneuerung· mit dem Domherrn .Johann von Tätenpeck (1585 uis 1591)' 3 ) . Die Pfarre war die letzten dreißig Jahre unter den Vi- lrnren Johann Kölbl und Johann Ritter überwiegend protes tantisch ge- worden . Ritter wurde 1583 entfernt nnd Dr. Gottha rdt an seine Ste lle gE·setzt, der auch tatsächli ch in Sierning residierte. Da er seiner Auf- g-:.be nicht gewachsen war, sollte Tätenpeck die Pfarre Sierning re- katholisieren. Er rüstete sich zu di eser heiklen Unternehmung mit 10 ) In Mauthausen z. B. schi c k te de r Ma rk t ri chter zwe i Boten auf Erku 11 di- g 11ng nach E 1111 q u11d li eß die \Va[ten in stu11dsetzen. ~l:iy,· J. , Geschic h te des Mar ktes Ma utha usen , S . 66. 11 ) Der Brie f vom 26. Oktobe r 1582 hei Haupaeh, lltl. V. Supplementum, S. 5:l, Anm. " ) Das Muter in l fast gesch lossen i 11 den Annal en, l:ld . XVIII, ßl. 3~4 rr.. 4~5 rr., 677" ff., 717" J' f. Da1·nach ist uic Da,·ste lln ng bei Prit1. F., Ild. lT, S. 28l rr .. g-ca rbei tot . "} Ve rgl. zu D r . Gottha nlt Krick L. , :1:1 a lte Passauer, S . :14_ S ierni ng warf jii luli ·h iibo,· 1000 fl. ab. Hnupac h , Hd. V. Zweite Nachl ese , S . 157.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2