Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

236 auf Leonstein. Klägli ch di e Ohnmacht der Regierung, angefangen vom Kaiser bis zu Erzherzog Ernst und bis zum Verweser der Landeshaupt- mannschaft! Die schärfsten Mandate wurden verhöhnt. Als man ein Fähnlein Knechte androhte, erklärten die Wiudischgarstner, sie würden sie mit Filzhüten totwerfen. Eine zweimalige Entsendung· des Land- richters war umsonst, die zweite Kommission hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Die weltlichen Stände tadelten zwar wiederholt den Ungehorsam, zeigten sich aber sonst sehr lässig und wiesen nur den Vorwurf der Anhetzung zurück. Der Prälatenstand teilte di e Auf- fassung, daß die Leute nicht die Religion, sondern den Aufruhr wollten, und verwies auf das „erschröckliche ,~esen" in Frankreich, Polen und in den Niederlanden sowi e auf den Sierning·er Handel. Man habe Gienger den Gehorsam aufgekündigt. Seit 1589 erklärten die Auf- ständischen selbst, sie seien ihres ledigen Gesindes und des Bergge- sindes im Ennstale nicht mehr mächtig"). Die seit 1593 einsetzenden Terrorakte des Gesindes bewogen Gienger zur Aufnahme von Lands- knechten. Die Regierung verschob die Bestrafung der Rebellen, die 1593 das Aufgebot vereitelt hatten, auf di e Zeit nach der Abwehr der Türkengefahr. 2. Zwischen die zwei Well entäl er der Windiscbgarstner Unruhen fallen einige kurze Revolten, di e mit Windiscbg·arsten nicht in Zu- sammenhang stehen und, wie es scheint, frei von konfessioneller Bei- mischung· sind"). Am 1. Jänner 1569 unternahmen 300 Untertanen der Herrschaft Re i c h e n s t e i n in der Pfarre Gutau ein en Sturm auf die gewaltig·e Burg, der abg·eschlagen wurde, doch brannten sie zwei Meierhöfe nieder. Chri stoph von Ha.im, der di e Burg 1565 von den Herren von Lichtenstein gekauft hatte, hatte di e baufällig·e Sehloß- anlage vergrößert und se ine Untertanen zu harter Robot verhalten. Am 6. Juni 1571 erschoß ihn se in Unte rtane Simon Ga isrn cker aus dem Hinterhalte;). Im Jahre 1573 erhob sich ein Bau e rnaufruhr in S t ey r. Nach dem Beri cht der Verordneten aus Steyr 8 ) rotteten sich 1000 Bauern zusammen und richteten den „Bauernbund" auf. Als Ur- sachen der Rottierung· g·ab di e Ständeversammlung vom 17. Februar 1573°) Steuern und Bedrückungen, Teuerung· und Hun g·ersnot an. Ob ') Nnc·h Giengel's Il e,·hUertigung vom 5. M.iirz 150:! examillierten Burschen, besonders die frech en Gcillbuben, nlte Bauern mit. der Waffe in der Hand, schluge!l s ie, d a ß s ie k1111m melll' geben ko11ntell , und verbotm1 ihll en Kirche, l<'reithof und die ganze Gemei llde. ') Die Zusa111menrott u11g VO il 5000 Miiirneru ulld \V eill er!l aus J_ambac LL unll \1/els im Jahre 1560 aur ,tel' Ei sma !l!ls tavern e (Pillwe in D ., H a u s ruckkre is, S . 3:i, nach Lamllacher Mss) ge trnne i ch m il ·, da ich di e Notiz 11i cht überprüfen ka 1111, nicht z 11 iibernebmen. 7 ) Nach Mayr J ., Geschichte des Marktes Pregarteu, S. 48 f., glaubte Gais- rucker, H a im habe se iu verschwundenes Kind lebendig in die Burg einmauern l assen, um s ie unü berwind li ch zu machen. Wie s i eb später herausstellte, war das Kind vo n e inem Rauht icr zeni ssen worden. Dazu Harter J., He icben s teiu , UJHJl' . (1907). Nr . 4 und 5. 8 ) Allnalen, ß<l . XII, III. 102. ') A nnnl en, Hd. XJJ, 111. 100·.

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