Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

235 II. Die wichtigsten Teilvorgänge. 1. Nach dem ers ten Bauernaufstand von 1525 treten mit den U n- r u h e n im Gars t n er Tal e jene Erhebungen auf, die zum zweiten B:mernaufstand überleiten, und die im Rahmen der Aufgabe dieser Ar- beit kurz dargestellt werden müssen 4 ) . Das Gebiet gehörte vorwiegend zur Herrschaft Spital a. P. , doch ragen diese Vorgänge über kleinere Empörungen in anderen Herrschaftsgebieten wesentlich hinaus. Sie zeigen einen starken konfessionellen Einschlag. Der erste Abschnitt von 1539-1570 fi el in die Zeit des Erlöschens des katholischen Glaubens. Die vorg·ebrachten Beschwerden handelten nicht von der Religion, sondern von Steuerdruck und Überforderung·. Der gewalt- same Widerstand gegen die Grundobrig·keit und die Verweigerung aller Abg·aben begann 1539 und endete mit der Verurteilung der zehn Rä- delsführer zu Zwangsarbeit im Wiener Stadtgraben. Als sie der Dechant nach vier Jahren losgebeten hatte, legte der Hauptführer, Matthäus am Horn, eine von allen 24 Rotten unterschriebene Beschwerde in Prag· dem König· Ferdinand vor und erhielt die Zusicherung cler Ab- stellung. 1548 brachten clie Bauernbündler die Klage neuerdings an Ferdinand, doch erkannte die niederösterreichische Regierung auf un- gerechte Beschuldigung. Valentin Innitzer und Matthäus am Horn wurden g·efangen nach Wien überstellt, vom Wiener Stadtg·ericht jedoch freigesprochen. Matthäus am Horn rühmte sich in Zukunft seiner Freunde in Wien und der Geist der Widersetzlichkeit im Volke stieg grwaltig. Der zweite Abschnitt der Unruhen beg'innt mit der Ernennung· des Wiener Domherren Johann Jakob Gienger von Grünbichel zum Dechant von Spital und weist zwei Unterabschnitte auf. Der Kampf um Windischgarsten 1570-1572 wurde schon oben geschildert. 1585 brachen die Unruhen aufs neue aus und dauerten bis zum zweiten Bauernkrieg fort. Den Anlaß boten die Predigten eines Flacianers in Liezen und die Verweigerung des Friedhofes für die, welche Beichte und Kommunion verschmäht hatten. Der für die Untertanen günstige Ausgang des Sierninger Handels goß öl ins Feuer. Der katholische Pfarrer mußte flüchten und dem Prädikanten J akob Streun Platz machen. Von 1589-1593 erfolgte zwischen Gienger und den Ständen ein ununterbrochener Schriftenwechsel. Als Kern der Ereignisse läßt sich aus der Anklag·e und aus der Verteidigung die gewalttätige Ein- nahme der Pfarrkirche Wind i s c h ga rst e n und der Filialen S t. L e o n h a r d bei Spital a. P. und S t. P an k r a z durch bewaffnete Volksseharen, die Vertreibung der katholischen Geistlichen und ihre Ersetzung durch Prädikanten herausschälen. Der Hauptheld war bis 1592 J akob Streun. Er wurde seinerzeit wegen des Kalenderstreites aus Augsburg, und wegen Unruhestiftung aus Hag in Österreich unter der Enns abgeschafft und kam als Schloßprediger zu den Zelkingern 4 ) Reiches :Material in Jen Aunnlen, B,l. XVIT[, Bd. XIX, Bu. XX und Hd. XXI. Dazu Stül z J. , Wilh eri11g, S. 388-342, wo iudes Gieuger zu giinstig be• urte il t wird .

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