Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

Dritter Abschnitt. Sozialrevolutionäre Bewegungen im Lande ob der Enns und ihr Zusammen- hang mit der Glaubensspaltung. 1. Grundsätzliche Gesichtspunkte. Zwischen den beiden Bauernerhebungen von 1525 und 1594-1597 ' gewahrt man im Lande ob der Enns eine Reihe kleinerer, mei t sehr hefti ger sozialen Zuckungen, di e im einzelnen zwar ziemlich bekannt sind, deren innerer Zusammenhang jedoch keineswegs ri chtig erkannt und zutreffend gewü.rdigt wurde. Und doch sind di e e Ausbrüche nur äußere Symptome ein es viel ti efer sitzenden Übels, durch das die soziale Gesundheit des Landes immer wieder erschüttert wurde. Es ist nicht z11 viel behauptet, daß von diesen Fiebererscheinungen aus neues Liebt auch auf die großen Bauernaufstände fällt. Ja, man darf noch einen Schritt weiter gehen und sagen, daß sogar die Bauernerhebungen des siebzehnten Jahrhunderts trotz ihres stark veränderten äußeren Aus- sehens von di esem Grundleiden h r bestimmt waren. Das, wa · sich im Lande ob der Enns wie auch teilweise in anderen Ländern von 1525- 1648 abspielte, war e in so zi a l es Dau e rb e ben mit schweren und schwersten Stößen, mit Pausen und mit leichteren Nach- beben. Der D ru c k ans t i e g d 11 r c h di e L as t e n üb e r w ä 1- z u n g· auf die Grundholden , Untertanen und den gemeinen Mann ha tte einen Grad erreicht, daß das normale Verhalten derer, die nicht mehr übertragen konnten, gestö rt war. Von entscheidender Bedeutung waren die Begleitumstände des stetig· steigenden sozialen Druckes. In der Bevölkerung, die ihn zu tragen hatte, lebte noch etwas vom elbst- bewu ßt ·ein aus der Zeit des freilich längs t verschwundenen freien Bauernstandes. Nicht Zeloten treten uns entgegen, sondern Menschen von aft und Kraft, voll Trutz und derber Lebenslust. Gewiß, sie hatten es bei Verhandlungen „faustdick hinter den Ohren" und nichts wäre unrichtiger als eine Idealisierung·, besonders einzelner Führer. Doch spielten ihnen laut Ausweis der Tatsachen auch die Herren bei den Verhandlungen ein böses Spi el und auch ihnen gegenüber ist Ideali-

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