Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

229 Verhältnissen der Grundherrschaft entlehnten al ten Vorstellungen t eil- weise abgestreift und psychologische Gesichtspunkte der Hodegetik eingeführt hat. Der Hauptton ruht nicht auf dem Recht, sondern auf der ausschlaggebenden Bedeutung· des Vorbildes und der Persönli ch- k eit des Seelso rgers. Wir erkennen die Sorg·e um den relig·iösen Jugend- und Volksunterricht, erl eben mit der Anweisung zur Führung der vier Pfanbücher die Gründung der Pfarrkanzlei 118 ) und erha lten Einblick in den eisernen Bestand der Bücherei eines Pfarrers. Freili ch, das Bild des Kl erus , das uns entgegentritt, ist düster, Simoni e, Konkubinat, Schwelgerei und Habsucht herrschen weiter, ja bei der noch immer darniederleg·enden Pries terbi ldung kann der so notwendige neue Klerus einfach nicht vorhanden sein. Da die vielen Visitationen längst den Unwert dieser Handlung·en erwiesen hatten, ist mit Recht n,u f die wirk- liche DurchfülHung der Weisungen größter Nachdruck gelegt. Ver- schleiert ist der alte Streitpunkt über das nachgelassene Pries t ergut, der g·erade im Laude ob der Enns noch größte Schwierigkeiten bereiten soll te. Die dehnbare Formel der Anleitung zeigt, daß die verwi ckelten Verhältnisse in dieser \ngelegenheit sich nicht auf eine eindeutige Satzung bring·en li eßen. Niemand wird von einer solchen Instruktion ein<~ sofortige Änderung der Lage erwar ten, doch war eine feste Grund- lage für di e kirchli che Erneuerung im Lande ob der Enns gelegt worden, 1111d zwar , was ni cht unwichti g· ist, sieben Jahre vo r Beginn der eig·ent- li chen poli tischen Geg·enreformat ion im Jahre 1597. Di e Pasto ral- , , s) Die Vorsc hr i fte11 d es T1·ide11tinum (Sessio XXlV, de refonnatin110. u;ql . I. et JJ.) iihor di e Anlage von Trauungs- und 'l'aufbüchern und des Hitun le Honrn.nnm (Ti t. X, ,·ap. II) iibe r die F iibrun g vo n F irm - und Sterbeb üche rn wu 1·- den im Lnmle ob der Enns im a ll geme inen erst nach liiOO beachtet. Da unah - liiingig vom kirchli chen Recht die Protestanten schon friiher g leichfa ll s Ma - trikeln führten, ist die Zuwei sung der iiltesten Biicher 11i cht immer miig li cb, w- 111 a l s ieb di e ko11l'essio11 ell e Zugehöl'igke it des Pfarrer s oder der Pfarre i· hliul'ig 11i cht e inwnndfre i festste ll en läßt . Le id er s i11d gerade die iiltes t en Mntr ike ln "ielfach durch Ilrlinde zugrundegegangen und tei len so da s Los der älteren l3e- sl.iinde der P fnr 1·111·chive. Nachstehend einige Hinwei se. nas ä l teste i\ latr ikenbuch des La ud es mit Gehnrten und Taufen vom 25. Apri l 15G8-1571i lwt G r i c s- k i 1· n h e n . Es wurde auf Befeh l Siegmunds von Pollheim zu Parz ange legt (Handel -Mazzett i V., Die l\fauglburg bei Grieskirchen , in de1· Festschrift Gries- kirchen, S. n). Es folgen Kr e 111 . 111 ii n s t o r ('J'aufbul'l, se it 1570, Stel'be- und Trnuungsbuch se i t 1583. Ilartenschneider U., Die Kremsmiinsterer Pfarren, S. 5:i). )1. o f k i r c h o n i. 111. ('l'aufbuch sei t 1572. Pill we in ß., Bd. J, S. 247), Schwa- 11 e n sta d t (das älteste 'l 'n.ni 'bnch, 1814 vern ichtet, bega1111 mi t 157fi. Pill we in, Hrl. III, S . 350), Vorc hd orf ('1'1111fbuch 1580, Hartenschn e id er, ,,. a . 0. , S. 1l8). :s[ c u k i r c h e II n. W. (Taufmatrike l 1581. Dannerbauer W., Bd . I, S. 202), Kir c hd orf a. d. Kr . (Truuungsbuch 1584, 'l'aul'bnch 1589. Schreiblmayr P., Chro- nik de r Pfane Kir ·h dorf, S. 18), A I t e n J' e I d o u i. i\1. (Taufbuch 15H7. Berge r }'., Gesch ichte der Pfarre Altenfelden, MB., Ild. I l.1912.J, S. 11), Bu c hkir c h o 11 h. Wel s (1597. Da unerbauer, Ild. I, S. 2G3), Ga 11 11 e u k i r c h c 11 ('!'auf- und Hoch- zeitsbuch 1600-1624. Jäger F ., Die Evangelischen in Ga llneukirchen, BWLT., 192!1, N r . :l3; na ch Fi irböck 0 . , Ga lln eu kirchen -Sch loB Hiedegg, UBLT., Hlll, Nr. 43, be- g innt das 'l'a ul'bu ch mit 1601). Da s iilteste Tn.ufhucb der St a. d tp f a r r e L in z hegi1111 t mit 1G03 (ße i triigc zur Chronik der Stadtpfarre in Lin z. J,QuSch., Hd. XV 1 J 862), s. 468).

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