Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

224 III. Die Pastoralinstruktion des Bischofs Urban von Trenbach für den Klerus des Landes ob der Enns vom Jahre 1590. Der bisherige Gang der Glaubensspaltung· hat gezeigt, daß trotz aller Bemiiliungen des Kaisers als Landesfürst ohne durchgreifende inne~e· kirchliche Reform eine Besserung der Lage der katholischen Re- ligion nicht erzielt werden konnte. Die Frage war zurückgeworfen auf die tieferen und näheren Ursachen der Glaubensspaltung. Das Trienter Konzil hatte zwar ein umfassendes ReformprogTamm ausgearbeitet und beschlossen, aber die Durchführung stieß auf viele und hartnäckige Widerstände. Es war die Aufgabe der Bischöfe, den Klerus ihrer Sprengel für diese katholische Erneuerung zu gewinnen, unter Berück- sichtigung der besonderen Verhältnisse und Mißstände in den einzelnen Bistümern dem Klerus praktische Anleitungen zu geben und vor allem die Ausführung· der Weisungen zu überwachen. Daher arbeitete Urban von Treubach mit einigen Pfarrern 1582 eine Pastoralinstruktion für Österreich unter der Enns aus, die Klesl verbesserte 172 ), und gab 1587 eine Passauer Agende (,,Actus sacerdotalis seu brevis eorum infor- matio") für das g·leiche Gebiet heraus 173 ) . D a s L a n d o b d e r E n n s e r h i e 1 t e i n e e i g e n e P a s t o r a 1 i n s t r u k t i o n (,,Articuli re- formationis ") mit einer kurzen Anleitung zur Durchführung für die Archipresbyter und Ruraldechante i m J a h r e 1 5 9 0 174 ) . Mit' dieser Schrift nahm Passau, wohl unter Berücksichtigung der eigenen prote- stantischen Ag·ende des Landes, neuerdings die weit fortgeschrittene Verselbständigung Österreichs ob der Enns wahr und trug ihr glück- licher Rechnung als mit dem gescheiterten Plan eines eigenen Offizials in Linz. Der Anlaß zu dieser Schrift war nach der Vorrede eine 1589 unter- nommene V i s i tat i o n, die wohl als Fortsetzung der im Jahre 1585 im Lande unter der Enns eingeleiteten Visitation zu betrachten ist und viele Übelstände zutage gefördert hatte. Der Titel der Schrift, ,,Refor- mationsartikel", deutet diesen Zusammenhang an. Da jeder Pfarrer die besonderen Schäden seiner Kirche auf einer eigenen charta zugestellt bekam, befaßten sich die Artikel mit den allgemeinen Vorschriften. Da- durch streifte die Schrift den Gelegenheitscharakter ab und erhob sich in das Grundsätzliche. Die Sorge des Bischofs um den Stand der Kirche, um die Erhaltung der sarta tecta und der priesterlichen Disziplin ließ ihn einleitend zu Ezechiels Worten über die ungetreuen Hirten, die sich 1 ") Gedruckt bei Wiedemaun, Ed. II, S. 471 ff. 1 73 ) Wiedemann, Bd. II, S. 492, Anm. l. 174 ) Gedruckt bei Matthäus Nenninger in Passau 1590. Laut Mitteilung des Herrn Direktors Dr. Konrad Schiffmann verwahrt die Linzer Studienbibliothek drei Exemplare dieses Büchleins. Das zu dieser Arbeit benützte Exemp lar s tammt aus Garsten und ist mit einer aszetischen Schrift des Julius Accoltus von 1577 zusammengebuuden.

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