Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

222 Buchdruckern und Buchführern sektischer Bücher in den österreichi- schen Erbländern Todesstrafe und ihrer Ware Verbrennung androhte, war Linz, besonders zur Zeit seiner zwei berühmten Märkte, ein Haupt- umschlagplatz für protestantischeLiteratur. Aber nur seltenwurden in der Folgezeit Buchführer, die ihre Ware im Landhausdurchgange feilboten, bestraft 100 ) . Urban von Treubach konnte erst unter Rudolf II. ein schärferes Zugreifen der Behörden erreichen. Auf sein Betreiben wur- den wiederholt in Linz die theologischen Bücher in- und ausländischer Buchführer, aber auch anderer Personen 101 ), ,,aufgehalten". Auf eine Vorstellung der Stände im Jahre 1583, die bei Fortsetzung der regel- mäßigen Beschlagnahme die Einstellung des Buchhandels an die Wand malten 102 ), scheint eine Milderung eingetreten zu sein, denn am 4. Juni 1585 beschwerte sich Bischof Urban über den öffentlichen Verkauf sek- tischer Bücher in Linz 163 ) . Der verbotene Handel blühte aber weiter und 1591 gab es im Landhause drei Buchführer 164 ). In der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts drang auch k a t h o 1i s c h e L i t e r a tu r in das Land ein und zwar in stärkerem Ausmaße, als man sich gewöhnlich vorstellt. Ihre Wege waren gegeben. Besonders bemühte sich das Passauer Ordinariat um die Verbreitung katholischer Predigt- und Kontroversliteratur, seit Rudolfs Regierungs- übernahme beteiligte sich auch die Regierung an der Propaganda für das katholische Buch. Ein neues, zeitnahes Schrifttum durchdrang all- mählich die Klosterbibliotheken und die Handbüchereien des Seelsorgs- klerus und eroberte sich auch in den Bibliotheken lutherischer Adeligen einen Platz. Besonders beliebt waren die Schriften des Petrus Canisius S. J. , die volkstümlichen Satiriker und Polemiker Johannes Nas 0. F. M. und Georg Scherer S. J., und die mutig·en Schriften des Reichshof- rates Dr. Georg Eder. Von Nas war schon anläßlich seiner Mission in Lambach die Rede. Georg Scherer muß eingehend weiter unten ge- würdigt werden. Petrus Ca n i s i u S 165 ) war der erste deutsche Je- suit und durch seine Tätigkeit in Wien und in Innsbruck auch für Öster- reich von grundlegender Bedeutung·. Eine wahre Großtat für die katho- lische Erneuerung müssen seine drei Katechismen genannt werden 100 ). JOO) So wurde 1546 der Krämer Christoph Weingartner aus Weitra, der in Linz Schriften und Briefe gegen den Kaiser fei lgeboten hatte, mit Ruten ge- züchtigt und aus den fünf Erbländern ausgewiesen. Wiedemann, Bd. II, S. 467. 161 ) Auf dem Februarlandtag 1583 kam der Fall e ines Arztes zur Sprache, dem auf der Reise von Tiibingen nach Thenia in Ungarn in Linz Bücher aufge- halten wurden. 102 ) Annalen, Bd. XVI, BI. 40 ' . 103 ) Wiedemann, Bd. II, S. 469. 104 ) über ein Verbot des Rektors, Schülern ohne Bezahlung Bücher auszu- folgen, vergl. Annalen, Bd. XIX, BI. 435'. 16 ') Vergl. die Monographie von Otto Braunsberger S. .J., Freiburg 1917. 186 ) Es erschienen 1555 der große lateinische Katechismus, 1556 zuerst latei- nisch und vermutlich noch im selben .Jahre deutsch der kleinste, 1558 lateinisch und 1563 deutsch der mittlere Katechismus. Diese mittlere Ausgabe gilt a ls die beste. Braunsberger 0., Entstehung und erste Entwicklung der Katechismen des seligen Petrus Canisius (1893), und F. Krus S. .J., Artikel Canisius in Roloffs Lexikon der Pädagogik, Bd. I.

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