Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

221 der Landhausschule und den Landhausprädikanten heraufzubeschwören. Daß bei diesen bescheidenen Verhältnissen im Lande ob der Enns kein Platz für eine Druckerei und für einen Verlag war, versteht sich 1 s.) . Die Druckerpresse der Wiedertäufer in Steyr unter Hubmair (1526)16") verschwand mit der Katastrophe der Täufer. Brachte das Land ob der Enns in der behandelten Zeit wenig lite- rarische Früchte hervor, so war es ein umso günstigeres Ab s a t z- g e biet für Bücher, Broschüren und Flugschriften aus den angrenzen- den Ländern, besonders aus Deutschland. Vorzüglich die kurzen Hi- storien, Neuen Zeitungen und Relationen, meist ohne Ang·abe eines Verfassers und vielfach bebildert, gingen reißend ab. Alle Stände, nicht zuletzt Handwerker und Baueru., kauften sich die religiösen und polemischen Schriften, die Lutherbibel hielt ihren Einzug in zahlreiche Häuser und fand sich bald in der Hand des gemeinen Mannes. Büche- reien wurden der Stolz des Hauses und einzelner Personen. In welchem Ausmaße das protestantische Schrifttum eindrang, zeigt der ununter- brochene Kampf Ferdinands I. gegen die sektischen Bücher und später die Aufspürung verbotener Bücher durch die Gegenreformation. Von der Bibliothek der Landstände in Linz 150 ) bis in die Libereien der Klöster 157 ), von Adelsbüchereien 168 ) bis zur Hausbücherei der einzelnen Geistlichen 150 ) und Lai en setzte sich das lutherische Schrifttum fest und beherrschte mit den Regalen den Geist der Besitzer. Trotz des strengen Strafmandates Ferdinands I. vom 24. Juli 1528, das den 15 · 1 ) ·wohl aber bestanden Papiermühlen. Die erste kam unter Abt .Johannes Il. Habenzagl (1526-1543) in Kremsmünster auf. Andere fo lgten in Steyr (um 1550), in Wels (um 1560) und in Vöcklabruck (um 1570). Hagn Th., Kremsmünster, S. 40. Thiel V., Geschichte der Papiererzeugung und des Papierhandels in Oberöster- reich, Zentralblatt flir di e Papierindustrie, .Jg. 1928, Nr. 3-12. ,,.) Newald R., Beiträge znr Geschichte des Humanismus in Oberösterreich, .JBoöM., Bd. LXXXI (1926), S. 195. 156 ) Krackowizer F., Die Sammelbände aus der Reformationszeit im Landes archiv zu Linz. Im Bel. XCIV, 14a, ein Flugblatt über die Verbrennung L. Käsers in Schärding. 107 ) Vergl. die Bibliotheksverzeichnisse der einzelnen Klöster. 10 8 ) Die Bibliothek des Sebastian .Jörg er auf Tolle t (·j· 1571) bei Hager E., Ein Kulturbild aus der Vergangenheit des Schlosses Tollet bei Gries- kirch en . 1572, in der Festscluift Grieskirchen, S. 16 ff. Die von Zeitgenossen ge- rühmte Bücherei des H e 1m h a r t .Jörg er zu Steyl'0gg (erstes Viertel des 17. .Jahrh.) kam mit der Bibliotbeca Windbagiana nach Wien. Ebenda, S. 22. Das Inventar des Er a s m u s v o n R ö d er n auf Berg bei Rohrbach mit seinen reichen Bücherangaben veröffentlichte Pröll L., Ein Blick in das Haus eines österreichischen Edelmannes aus dem ersten Viertel des 17. .Jahrh., 38. und 39 . .Jahresbericht des k. k. Staatsgymnasiums im 8. Bezirke Wiens, ,,Seine und des Freiherrn Wo 1 f von O d t zu Helfenberg Bibliothek zeigen in ihrem theologi- schen Bestand wie in einem Spiegelbilde den Übergang von der Reformation zur Gegenreformation" . Nagl-Zeidl er, Ed. I, S. 492. über die herrliche Bibliothek des Freiherrn .J o b H a r t m an n E n e n k e 1 auf Schloß Lichtenegg im Hausruck- viertel unterrichtet uns nur mehr der handschriftliche Katalog. Newald, S. 199. , .. ) über die Bücherei des 1600 oder 1601 verstorbenen Pfarrers Georg Eder von Zell bei Zellhof, eines Lutheraners, Stelzmüller L., Die Bibliothek eines Land- pfarrers am Ende des 16. .Jahrhunderts, Heimatgaue, Bel . VI (1925), S. 203 ff. Die Bibliothek des katholischen Pfarrers .Jakob Lyresius von Ebelsberg, gestorben 1602 oder 1603, enthielt kostspielige neueste Predigtwerke von Eisengrein, Nas, Scherer u. a. Rupertsberger M., Ebelsberg, S. 144.

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