Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

216 Rest der Bevölkerung die Annakapelle benützte 130 ). 1550 bezog Kaspar Schilling als erster protestantischer Pfarrer den Stadtpfarrhof. Da Nie- dernburg der Stadt 1553 auf zehn Jahre das Recht zusprach, die Stadt- pfarre und ihre Filialen (Ohlsdorf mit Aurachkirchen, Gschwandt, Laa- kirchen mit Lindach) nach eigenem Ermessen zu besetzen, war die ka- tholische Religion in diesem Umkreis verloren. Der Prediger in der Spitalkirche und der Stadtprädikant waren gleichfalls Protestanten. Der letztere war, wohl zur Sicherung für den Fall eines Rückschlages, dem Stadtpfarrer nicht unter-, sondern beigeordnet. So konnte in Gmunden unter stärkster Förderung durch die kaiserliche Beamtenschaft die AC kräftig Fuß fassen und sich fast ungestört entfalten, während sich ihr ein Gürtel starker protestantischer Pfarrorte vorlagerte. Salzamt und Magistrat fühlten sich als geistliche Ortsbehörde, alle landesfürstlichen Mandate und Maßnahmen machten vor dem Kammergut halt. An den Zuständen in diesem kaiserlichen Gebiete zu rütteln, erschien den Pas- sauer Bischöfen bedenklich. Dazu war in keiner Grundherrschaft der Abstand zwischen dem Herrn und seinem Verwalter so weit als im kaiserlichen Kammergut. Der eigentliche Herr war der Salzamtmann und dieser hohe Posten war zumindest von 1550 an mit protestantischen Adeligen besetzt 131 ) . Ein so radikaler Vorkämpfer der AC wie Chri- stoph Hayden konnte sich noch einige Jahre nach der Gegenreformation bis 1600 halten. So galt für das Kammerg·ut und seinen Vorort Gmun- den die alte Erfahrung, daß Gesetze am Erscheinungsorte nur gehört und erst in der Ferne gehalten werden. Mitbeeinflußt wurde diese Ent- wicklung durch die geistliche Lehenschaft des Frauenklosters Niedern- burg, das in Gmunden so gut wie machtlos war. Erst 1598 wurde der protestantische Pfarrer Urban Engelstorffer abgesetzt und der katho- lische Pfarrer Hans Has las nach 40 J ahren zum erstenmale wieder in der Pfarrkirche eine Messe. Trotz der Unterschiede in den einzelnen Städten lassen sich ge- wisse gemeinsame Merkmale der Entwicklung herausstellen. Als eigent- liche Blütezeit des Protestantismus stellt sich die Zeit von 1550-1580 heraus, im Kern das Zeitalter Maximilians II. Die einsetzende Geg·en- r eformation konnte in ihrem ersten Abschnitt, etwa 1580-1594, nur katholische Geistliche und den katholischen Gottesdienst einführen, wo- gegen sich die Haltung der Bevölkerung wenig änderte. Äußere Gewalt kam nicht zur Anwendung·. Anders in der zweiten Phase nach dem zweiten Bauernluieg, 1598-1602, in der die Reg·ierung äußere Macht- mittel einsetzte. 2. Die Arbeit der katholischen Erneuerung läßt sich außer den Klöstern und landesfürstlichen Städten auch an anderen Punkten ver- folgen, vornehmlich in Pfarren, die geistlicher Jurisdiktion unterstan- den. In Frage kommen in erster Lini e Sierning und Hartkir- c h e n, die dem Passauer Domkapitel gehörten, und die Mattseer Pfarre 180 ) Krackowizer F ., Gmunden, Bd. II, S. rno f. 181 ) Salzamtmänner waren Hans Wucherer von Drasendorf (1536- 1550), Jörg Spiller zu Mitterberg (1551- 1562), Georg Neuhauser zu Rueting, Stadelkircheu und Senftenberg (1562-1575) , Christoph Hayden zu Dorff, Lindach und Inzersdorf (1575 bis 1600), Veit Spincller von Hofegg und Waldbach (1600- 1613).

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