Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

214 Die Bürger seien meist Handwerker und hielten sich nur durch Wein- leutgeben und Ausschank. Beim Falle des Wortes Gottes würden be- sonders die ledigen Handwerksg·esellen und der größere Teil der Bürger wegziehen, aus der Stadt würde ein Dorf und der vierte Stand würde geschädig·t werdenm). Die Verordneten wendeten sich an den Kaiser"") und an Erzherzog Ernst 110 ), doch konnten sie die Abschaffung des Enn- ser Ministeriums nicht verhindern. Eine Supplikation, die sie Rudolf II. auf der Durchreise nach Augsburg in Enns überreichten, beantwortete der Kaiser mit der Aufforderung, bei der alten Religion zu bleiben 120 ). Der letzte Pfarrer der A C, Hans Neupaur, war bereits im Frühjahr nach Wien berufen und abgesetzt worden, der neu aufgenommene Prädi- kant in der Spitalkirche wurde im August 1582 entfernt 121 ) . Darauf einigte sich die Bürgerschaft mit dem neuen Pfarrer Valentin Fuchs . Sie verlangte Taufe und Abendmahl nach der AC und in deutscher Sprache, die Freiheit des Gewissens und die Zusage, keine Neuerung in Religionssachen einzuführen. So brachte dieser erste Vorstoß der Gegenreformation der Pfarre Enns wieder einen katholischen Pfarrer, wenn sich auch sonst in der Stadt wenig änderte, denn die Bürger hiel- ten sich Prädikanten bis 1598 und veranstalteten 1592 anläßlich der ,,Ersetzung·" der Pfarre neuerdings eine Gegenaktion 122 ) . In der bischöflichen Pfarre F r e i s t a d t beg·ann die Gegenrefor·- mation im Jahre 1580. In diesem Jahre rief der Klosterrat Freistädter Verordnete nach Wien zur Verantwortung über die aufgehobenen Stif- tungen. Die reichen, einst vielbegehrten Stiftung·en der Stadt, die viel- fach Hofkaplänen und Oberpfarrern großer Pfarren verliehen wurden, waren wie der Schnee in der Sonne dahingeschmolzen. Die Bemühungen Ferdinands I. um die Rettung des Kirchengutes, die 1542-1546 ihren Höhepunld erreichten 123 ), konnten den Schwund nicht aufhalten. Um 1546/47 wurden zahlreiche Klagen der Bürger wegen Nichthaltung der Gottesdienste laut 12 •) . Während früher in Freistadt gegen 20 Priester (1 Pfarrer, 1 Vikar, 3 Gesellen, zirka 15 Benefiziaten) lebten, waren um die angegebene Zeit 1 Pfarrer und 3 Benefiziaten in der Stadt. 1543 hatte die Bürgerschaft mit Erlaubnis des Bischofs drei Benefizien für Schulzwecke verwendet, 1574 verschwanden fünf weitere Benefizi en und um 1597 waren vierzehn Benefizien säkularisiert 125 ) . Die Zitation von 1580 verlief ergebnislos, zumal die Stände den Widerstand der Stadt stärkten 120 ). Die Entscheidung hing von dem Rechte der geist- 117 ) Bericht der Stadt Enns vom 29. September 1581, Annalen, Bd. XV, BI. 182. 118 ) Annalen, Bd. XV, BI. 183'. 110 ) Annalen, Bd. XV, BI. 184'. 120 ) Die Antwort aus Linz, 14. Juni 1582, in den Amialen, Bd. XV, Bl. 479. 12 1 ) Schreiben des Oberpfaners Spindler an Brenz in Tübingen vom 28. August 1582 bei Raupach, Bd. V, Supplementum, S. 52 f. 122 ) Annalen, Bd. XIX, 2. Teil, BI. 208 und BI. 268. 123 ) Stadtarchiv Freistadt, Religionsakten, Nr. 64. 124 ) Jäkel J., Kirchliche und religiöse Zustände in Freistadt während des Reformationszeitalters, 19. Jahresbericht des Gymnasiums Freistadt (1889), S. 7. 125 ) Jäkel J., Geschichtliches über die Gotteshäuser der Stadtpfarre Frei- stadt, 2. Teil, 16. Jahresbericht des Gymnasiums Freista dt (1886), S. 10 f. 126 ) Annalen, Bel. XIV, BI. 696'.

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