Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

213 ten werde, und hatten mit dem geheimen Schutz- und Trutzbündnis vom 26. Aug·ust 1579 im Linzer Rathaus geantwortet. Zwei Tatsachen stan- den sich wie kampfbereite Heere gegenüber. Auf der einen Seite hielt das Recht der Religionskonzession, das die Städte vom Adelsprivileg ausschloß, und hinter ibm stand eine Reg·ierung, die entschlossen war, von diesem Rechte Gebrauch zu machen. Auf der anderen Seite ballte sich der Großteil der Bürgerschaft zusammen, die mit Gut und Blut zur AC hielt, deren Selbstgefühl durch die Zeitströmungen mächtig gestiegen war. Die Städte, auch des Landes ob der Enns, durchströmte in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts ein neues Selbst- bewußtsein und ein Kraftgefühl, das sieb vielfach äußerte. Die Stadt- wirtschaft blühte auf, das Schulwesen wurde ausg·estaltet, das bauliche Bild der Städte erfuhr mancherlei Umgestaltungen und Erweiterun- gen115) und nicht zuletzt drückte sich der Aufstieg der Bürgerschaft in der wachsenden Bedeutung· des vierten Standes und in seiner immer mehr verselbständigten Politik aus. Das wuchtige Sinnbild dieser En.t- wicklung war das prächtige Linzer Landbaus mit seiner Schule und Kirche. Der Humanismus, die inneren Kämpfe der Glaubensspaltung, die Abwehr der Türkengefahr mit ihrem großen Aufgebot an Truppen, die Ständetagungen und der rege Handel machten immer mehr die Städte zu Kraftmittelpunkten des Landes. Dazu weckten die Gefahren schlummernde Kräfte und verdoppelten die g·eweckten Kräfte. Die Stadtkultur begann die ältere Landkultur mit ihren Klöstern und Schlössern zu überflügeln. Im Glaubenskampfe dürfen gerade die aus dieser Quelle kommenden Kräfte nicht unterschätzt werden. Da der Städte Linz, Steyr und Vöcklabruck schon oben gedacht wurde, soll hier nur die Entwicklung in Enns, Freistadt, Wels und Gmunden kurz darg·estellt werden 110 ). In der kaiserlichen Pfarre E n 11 s hatte das Luthertum bereits vor 1525 festen Fuß gefaßt und der Unter- gang des Minoritenklosters 1553 setzte unter die geistige Wandlung den Schlußpunkt. Der erste protestantische Pfarrer Hans Kugelmann (nach 1553-1574) war Beichtvater Maximilians II. Seinen gleichfalls protestantischen Nachfolger Abraham Hundsberger (1574-1581) er- eilte 1581 die Absetzung. Die Stadtväter erklärten den Landständen, bei Vornahme weiterer „starker Mittel" drohe der Verfall der Stadt. 116 ) Für Enns z. B. sind zu nennen der Neubau des Rathauses (1547), die Verlegung der Pfarre von Lorch in die :Minoritenkirche in der Stadt (1553), das neue Bruderhaus (Des heiligen Geist - Stifthaus) unten am Schmiedberge mit schönen Fresken und religiösen Sprüch en (1561), der Abbruch der :Marienmarkt- kirche (1565), der Bau des teuren Stadtturmes (1564/68), die Anschaffung neuer Stadtsiegel (1568) und eines neuen Stadtrichterschwer tes mit Augsb1u·ger Silber- arbeit , die Erba uung des Schlosses Ennsegg durch Dr. Georg Gienger (1570), die Vergrößerung der Burg Enns usw. Briefliche Mitteilung des Herrn Primarius Dr. Josef Schicker an mich vom 15. Februar 1933. 116 ) Eine genaue Darstellung i st sehr schwierig. Der Ausdruck „Pfarrer" wird z. B. verwendet flir den Inhaber der Pfarrpfründe, fi.ir seinen an Ort und Stelle anwesenden Stellvertreter, der wieder Katholik oder Protestant sein kann, und flir den ersten Geis tli chen der sich nicht im Besitze befindlichen Konfessfon. Es könn en also gleichzeitig drei ver schiedene Geistliche den Titel „Pfarrer" führen. Daher die Unklarheiten in den Pfarrerlisten. Auch die Jahreszahlen für die einzelnen Geistlichen schwanken stark.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2