Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

211 der Prälatenstand für sein Mitglied ein 100 ), während die adeligen Stände die Gewaltklage an den Kaiser weiterleiteten. Nach einer Erklärung des Abtes vor einem Ständeausschuß wurde der Streitfall beigelegt, dagegen fand der Kaiser den Abt sachfällig und ließ ihm durch den Landeshauptmann einen Verweis erteilen. Abt Wasner hatte an Scheiff- lin zu res tituieren. Der Kaiser kündigte unter Aufhebung der Gewalt- klage eine Beschwerde gegen den Passauer Bischof an 110 ) . Abt Wasner hatte sich nach Passau zu begeben und war vom Bischof arbiträr zu strafen. Der Reformeife r des Abtes blieb durch di esen Vorfall, der dem Hause gegen 4000 fl. kostete, unberührt 111 ) . Im Kollegiatstift S pi t a 1 a. P. zersetzte sich unter den Dechanten Valentin Stainriser (1519-1531), Johann Amon (1531-1538), Petrus Engwerth (1538-1543) und Erasmus Antonius (1543-1546) die ka- tholische Überlieferung des Hauses. Rupert Schwendtner (1546-1558) begann die protes tantische Religion einzuführen und unter Wolfgang Pruggner (1558-1567) vollendete sich die Entwicklung der AC. über Spital liegt das genaue Visi tationsprotokoll von 1561 vor 112 ). Dechant, Schaffner und Hofrichter bekannten sich beim Verhör in Lambach in allen Stücken als Protestanten. Der Dechant hatte eine Frau und ein Kind, der Schaffner eine Frau und drei Kinder, doch außerhalb des Klosters. 1566 widersetzte sich Pruggner der Visitation, da das Kloster dem Bi- schof von Bamberg und nicht dem Kaiser unterworfen sei 113 ), mußte· aber nachgeben. Die Kommissäre fanden alle Chorherren beweibt, das. Stift vollständig verweltlicht. Außer dem Prälaten war ein Bruder im Kloster und drei auf den Pfarren Windischgarsten, Kirchdorf und P elz. Sonst wurde den Chorherren keine Leichtfertigkeit vorgeworfen, dem Dechant vielmehr eine „ziemlich scharfe Mannszucht" unter dem welt- lichen Gesinde nachgerühmt. 1568 wurde Dechant Pruggner abgesetzt, erhielt eine Abfertigung und eine Jahresrente von 200 fl. und durch Helmhart Jörger die reiche Pfarrpfründe Atzbach. Sein Nachfolger war der Wiener Domherr Eustachius Taffner (1567-1569). Er wollte den katholischen Gottesdienst wieder einführen, doch liefen, wenn er „über- stand", Volk, Schulmeister, Schüler und Stiftsbedienstete zur Kirche hinaus. Erst Johann Jakob Gienger von Grünbichel (1570-1609) führte trotz der revolutionären Wirren im Garstnertale das Stift wieder allmählich der katholischen Religion zu. Zu Beginn seiner Amtsführung erregte die Abschaffung des Pfarrers von W i n d i s c h g a r s t e n An- dreas Grasl und des Prädikanten Bernhard Khimel Unruhen. Sie setzten sich nach einer Pause von vierzehn J ahren 1585 wegen der Reformations- edikte des Erzherzogs Ernst und unter dem Einfluß eines Prädikanten in Liezen fort und erreichten mit der gewaltsamen Einführung des 199 ) Annalen, Bd. XXIII, BI. 191, und Bd. XXVI, BI. 59. 119 ) Annalen, Bd. XXVI, BI. 126. Abgedruckt bei R.aupach, Bd. IV, Bei- la gen, S. 37 f. 111 ) Akten zu diesem F a ll auch im Stiftsarch iv Kremsmünster. 112 ) Verwertet von Hager E., Zur Geschichte der oberösterreichischen Stifte im Zeitalter der Reformation, 78. L:M:B. (1920), S. 32 ff. 113 ) Die Behauptung, das Stift sei nie visi t i ert worden, ist unrichtig, da es 1544 visitier t wurde. ü ber die Besitzverhältni sse vergl. Berger F ., Zur Geschichte der Bamberger Besitzungen in Oberösterreich 1521, AGDL ., Bd. III (1906), S. 372 ff . 14*

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