Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

208 festgest ellt , daß der Gottesdienst nur g·ehalten wurde, wenn der Ver- walter Hippolyt Kleesauf einen Priester auftrieb. Erst 1588 erhielt das Haus in Josef Prenner aus Kremsmünster wi eder einen geistlichen Verwalter und Seelsorger. Er nannte sich selbst „Abt von Schlierbach". Sein Nachfolg·er Johann Stainsdorffer von den Wiener Schotten (1594 bis 1600) führte in Kirchdorf wieder den katholischen Gottesdienst ein. Gerade wegen dieser großen Pfarre waren Schlierbachs Geschicke mit denen des ganzen Landes verknüpft . Viel folgenschwerer war der Untergang des zweiten Nonnenstiftes des Landes, T r a unk i r c h e n s, da die ganzen Pfarren des Salz- kammergutes von Pinsdorf bis Aussee diesem alten Gotteshaus unter- standen. Das vorwiegend von adeligen Nonnen bewohnte Kloster ge- riet bereits unter Barbara II. von Kirchberg (1530--1534) in die Fahr- bahn des Protes tantismus. Die Eintragungen in das Totenbuch hörten auf, da di e neue Lehre das Gebet für di e Verstorbenen als unnütz erklärte 0 ') . Unter Helene Dietricher (1534-1543) und Euphemia II. von Losenstein (1543-1551) schritt der Verfall rasch voran. Man greift nicht fehl, wenn man in der sich senkenden Kurve des Hauses, das, abgesehen von der adeligen Herkunft der meisten Nonnen, zahlreiche Ritterlehen vergab und von vielen Adeligen eifrig umworben wurde, ein Bild von der religiösen Entwicklung des Adels überhaupt erblickt. Der Stand der Dinge kam unter Anna IV. Rainer (1551-1566), der letzten freigewählten Äbtissin , an den Tag. Die Visitation von 1561 fand außer der Äbtissin noch vier Schwes tern, die schon seit ihrer Jugend sub utraque kommunizierten. Der Pfarrer und der Kaplan, zwei Welt- priester, waren „sektisch" . Die Klosterschule zählte noch sechs adelige l\faidlein, die protestantisch unterrichtet wurden. Der Hofrichter und das ganze Gesinde war protestantisch" 3 ) . Der Pfarrer wurde abge- schafft. 1566 fanden die Visitatoren nur mehr zwei Schwestern vor, davon war die von Maximilian II. zur Äbtissin ernannte Magdalena II. Dietrichinger (1566-1573) 26 Jahre alt 94 ). Eine vom Kaiser 1570 ange- ordnete Visitation führte zur Aufhebung des Klosters 05 ). Die be- auftragten Äbte Erhard von Lambach und Martin von Mondsee ha tten wegen einer mörderischen Infektion in den Pfarren Traunkirchen und Altmünster ihre Hofrichter entsendet. Die geheim durchgeführte Visi- t ation ergab, daß die zwei Geistlichen protes tantisch waren und die lutherische Äbtissin ein Verhältnis mit dem Hofrichter unterhielt. Maxi- milian verkaufte daher 1572 Traunkirchen an den Prälatenstand und setzte 1573 die Äbtissin ab. Sie starb nach einein weltlichen Leben 1592 in Traunkirchen. Mit ihrer Absetzung hatte das Frauenkloster für immer zu bestehen aufgehört und wurde administriert. 1587 regte Erz- herzog· Ernst eine Neuordnung· in Schlierbach und in Traunkirchen an. ") Frieß G., Traunkirchen , AOG., Bd. LXXXII (1895), 1. Hälfte, S. 62. 9 ') Auszüge der Visitation bei Weißbacher J., Das Dekanat Altmiinster, Topogrn.phie des Erzherzogtums Osterreich, 3. Abt., Bd. III, S. 264-270, und hci Krackowizer F., Gmunden , Bd. II, S. 137 f. 94 ) A uszüge bei Weißbacher, S. 270-275, und bei Krackowizer, Bd. Il, S. 138. 95 ) Krauter J., Ein Visitationsbericht aus dem Jahre 1570 über das Nonuen- Jdoster in 'rra unkirchen, AGDL., Bd. III (1906), S . 377 ff.

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