Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

206 das Erlöschen der inneren Lebenskraft seines Hauses 83 ). Ludwig Gold- kofer· (1534-1554) erhielt 1541 das Privileg weltlicher Kleidung auf Reisen und der nächtlichen Zelebration auf einem Tragaltar. Obwohl er während seiner Regierung dem Konvente 12 Mönche und 7 Brüder durch die Profeß zugeführt hatte, war bei seinem Tode nur mehr ein Professe vorhanden, die übrigen hatten „andere Gestade aufgesucht". Die kirchlichen Funktionen versah bis 1587 ein Weltpriester. Unter Johannes V. Sprangler (1554-1556) hatte Lambach einen, unter Jo- hannes VI. Peugholzer (1556-1560) zwei Professen. Johannes VII. Zagler (1560-1565) war beweibt und resignierte. Die Visitation von 1563 verzeichnete drei Konventualen, drei Konkubinen und vier Kinder, 1566 war Lambach ein vazierendes Kloster. Mit Erhard Voit (1568 bis 1571) hätte ohne Zweifel die katholische Wiederg·eburt des Hauses ein- gesetzt, doch entführte 1571 der Wille des Kaisers den Abt nach Kremsmünster und unter Wolfgang II. Kammerschreiber (1571-1585) sank der Geist der katholischen Erneuerung nochmals auf den Null- punkt zurück. Bischof Urban berichtete an Klesl, der Abt lebe im öffent- lichen Konkubinat und halte vielleicht seine Konkubine „österreichi- schem Gebrauch nach" für sein Weib. Da er trotz Verwarnung nicht abstehen wolle, müsse die Anzeige an Erzherzog Ernst erfolgen 84 ) . Die Rettung kam für Lambach durch Abt Burk hart Furten b ach er (1585-1598), den man als katholischen Reformator neben Alexander a Lacu stellen muß. Er betätigte sich nicht einfach als Vollzugsperson Ernestinischer Erlässe, sondern bahnte die innere Umwandlung seiner Grundholden und Bürger durch Unterricht und Belehrung an. 1587 berief er den berühmten Kontroversprediger aus dem Franziskaner- orden und Weihbischof von Brixen Johannes Nas nach Lambach 85 ) . Nas entfaltete 11 Wochen hindurch eine segensreiche Wirksamkeit in Lambach, drang aber keineswegs durch. Vielmehr bat eine Abordnung der Bürg·er nach dem Weggang des Predigers um die freie Ausübung der AC, zu der sie sich ausschließlich bekannten. Doch war die Unkennt- nis der Wortführer in der A C so groß, daß sich der Abt, der fast 100 Bürger einzeln ausfragte, verwunderte. Der Prälat hielt die ein- bis dreijährige ununterbrochene Tätigkeit eines so tüchtigen Volks- predigers für unerläßlich, konnte aber Nas ein zweitesmal nicht mehr nach Lambach bekommen. Da die angesehensten Bürger für die A C eintraten, erwirkte Abt Burkhart ein Edikt des Erzherzogs Ernst an die Lambacher BürgerschaftR 0 ). Wegen Nichtbeteiligung an der Fron- 88 ) Sehmieder P., Breve Chron icon Monasteri i Lambacensis, XXXII ss., und Eilenstein A., Die Benediktinerabtei Lambach in Osterreich ob der Enns und ihre Mönche, S. 39 ff. 84 ) Schreiben Urbans vom 25. Jänner 1581 an K l esl im Ordinariatsarchiv Linz, Passauer Akten, Fasz. Lambach. 85 ) Nagler-Zeidler nennt ihn e ine vo lkstiimlicbe Kraftnatur, die aus dem Handwerk hervorgegangen ist und auch die Waffen der „göttlichen Gr obheit" mit Meisterschaft zu handhaben weiß. Seine Eigenart brachte ihn in Gegensatz zu Canisius S. J . Deutsch-Osterreicbische Literaturgeschichte, Bd. I, S. 605 nn d 607. Vergl. Schöpf J., Johannes Nasus, 10. Programm des k. k. Gymnasiums Bozen (1859/60), S. 1- 77, und Janssen-Pastor, Bd. V ' '- 14 , S. 384 ff. 86 ) Vom 16. Juni 1587. Abschrift im Stiftsarchiv Lambach. Akten über Abt Burkhart.

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