Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

205 sogar Abt Erhard weg·en Überlassung der Kirche in Viechtwang in den Ohren gelegen zu sein. Pfarrer Schatzl berichtete 70 ), die Pfarrleute seien meist noch katholisch 80 ) und mit großer Begierde entschlossen, wenn es ihnen möglich sei, bei dem Glauben ihrer Voreltern zu ver- harren. Etliche seien abgewichen und hätten das vermeinte Sakrament vom Prädikanten empfangen, aber aus Furcht vor dem Jörger. Dieser habe nur deswegen einigen die Zustift auferlegt, andere ins Gefängnis geworfen und habe sich allgemein gegen die katholischen Untertanen viel strenger verhalten als gegen die, die sich zum Abfall bereden und schrecken ließen. Auch diese kämen täglich zu ihm und klagten mit aufgereckten Händen Gott im Himmel ihr Leid, daß sie so jämmerlich wider ihren Willen von der katholischen Religion ab- und zu der luthe- rischen Sekte mit Gewalt gedrängt werden sollten. Bischof Urban, der dem Jörger bereits am 26. März 1585 seine Neuerungen vorgehalten hatte, erhob auf diesen Bericht die Anzeig·e bei Erzherzog Ernst und bei Klesl 81 ). Helmhart Jörg·er erklärte in seiner Rechtfertigung, daß ihm mit der Herrschaft Scharnstein auch das Pfarrlehen und die Pfarre verliehen worden seien, daß er also einen Pfarrer seiner Konfession einsetzen und alle seine Untertanen zu dessen Predig·t zwingen könnte. Das hätte er nicht getan, wohl aber seine Untertanen gerufen und ihnen die Wahl freigestellt. Sie hätten sich zu den katholischen Pfarrern beg·eben und täten ihm daher Unrecht. Da sie den Prädikanten nicht nur beschimpften, sondern auch schlugen, habe er ihnen einen starken Verweis gegeben und Leibes- und Gutsstrafen in Aussicht ge- stellt. Da der Jörger eine baldige Aufwartung· vor dem Bischof in Aussicht stellte, verfolgte Klesl die Angelegenheit vorläufig nicht mehr. Der Jörger hielt sich einen Prädikanten, der auch in Grünau predigte, und seine katholischen Untertanen hatten unter seinen Pflegern nichts zu lachen 82 ) . Unter Abt Alexander kam es zwischen Kremsmünster und der Herrschaft Scharnstein zum Bruch. In der alten Abteiburg L a m b a c h reichten die Wurzeln der Zer- setzung weit zurück. Noch Abt .Michael Leroch (1514-1534) erlebte 79 ) Anfangs 1587 an Dechant Krabler von Steinerkirchen, von dem Bischof Urban Bericht verlangt hatte. Der Bericht im Ordinariatsarchiv Linz, Passauer Akten, Faszikel Gr ünau. 60 ) Pillwein übertreibt daher, wenn er im Bd. II, S. 408, schreibt , daß nicht ein einziger Bewohner der Pfarre Viechtwang vom Glauben der Väter abwich. Interessant ist die Mitteilun g von der jährli chen 'iVallfahrt am Sonntag nach Bartholomäus (,,Stäbelkirchtag" genannt) mit weißen Stäben nach Ad lwang zum Andenken an diese Beharrlichkeit. Die Viechtwanger hätten sich einmütig ver- bunden, eher mit dem Bettelstabe auszuwandern, a ls vom Gl auben der frommen Voreltern abzufall en, Das Verdienst komme Pfarrer Stephan Schatz! zu, ucr 1590 im 59. Lebensjahre starb. 81 ) Dieses und die folgenden Aktenstücke im Ordinariatsarchiv Linz. Pas - sauer Akten, Fasz. Grünau . 82 ) In einer Beschwerde gegen Pfleger Reicher von 1600 sagt der Kloster- amtmann , wenn die Kremsmünsterischen Untertanen zu der Herrschaft Scharn- s tein gehörten, in Viechtwang nicht so gerne in die Kirche und so oft kreuz- fahrten gingen, sondern des Jörgers Kirche in der Griinau und seine Predigt am Scharnstein besuchten, wi\rde er ihnen mehr Recht als seinen Verwaltung;;- untertanen gönnen. ,,Da sie aber so bapstlsch sein, würdet mehr a uf sie dann der habich a uf die henn achtung geben". Baumgartinger, a. a . 0., S. 273.

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