Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

204 setzte die Reihe hervorragender Äbte ein, die Kremsmünster nach der Zeit der Erniedrig·ung wieder auf die alte Höhe führt en. A 1e x a n - der I. a La c u setzte als Abt von Kremsmünster (1601-1613) seine Tätigkeit im Dienste der katholischen Restauration fort, die er in Wil- hering und in Garsten begonnen hatte. Die Entwicklung auf den Stiftspfarren verlief günstiger als auf den inkorporierten Pfarren anderer Klöster. 1526 trat ein lutherischer Prediger auf Ma g d a 1e n ab e r g, einer Filiale von Pettenbach, auf"). Hier oder auf dem Georgenberg· bei Kirchdorf soll der Jörgerische Prä- dikant Michael Stiefel über den bevorstehenden Jüngsten Tag gepredigt haben 73 ). Abgesehen von den Schloßprädilrnnten, die um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts auf Almegg, Müllgrub, Feyregg und Weißen- bach auftauchen, lebte ein Prädikant, wohl begünstigt von den Fern- berg·ern auf Eggenberg, im Gebiete von Vorchdorf auf dem Viecht- berge74). Größtenteils katholisch blieben die Pfarren V i e c h t w an g· und Gr ünau, angeblich auch Wart b er g a. d. Kr . 75 ), vorwiegend katholisch, trotz der Lutherfreundlichkeit der Fernberger zu Egg·enberg und der Segger zu Messenbach, Vor c h d o r f 70 ). Da aus dem übrigen Pfarrnetz kein Spreng·el und keine Kirche als betont lutherisch hervor- tritt, darf man mit Grund vermuten, daß keine Kremsmünsterer Pfarre ausgesprochen lutherisch war, w nn auch überall Anhänger der A C lebten. Aus der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts rag·en einige tüchtige Seelsorger hervor, so Stephan Schatzl in Viechtwang, Max Burgleitner , der früh ere Beichtvater der Königin von Polen in Linz, der den Posten eines Stadtpfarrers in Enns ablehnte und als Pfarrer in Buchkirchen wirkte, und der Dechant von Steinerkirchen, Sebastian Krabler 77 ) . Besonders bemerkenswert g·estalteten sich die Verhältnisse im Gebiete G rün au - Viechtwang, wo die Pfarr- leute zum größten Teil katholisch geblieben waren. Hier kämpften Helmhart Jörger, der am 1. November 1584 die Herrschaft Scharnstein erworben hatte 78), und Melchior Klesl um den Weiterbestand des ka- tholischen Besitzes. Der Jörger, der sich bei Hof g·ut auskannte, hielt gute Nachbarschaft zu Kremsmünster, suchte aber, und zwar leidlich im Rahmen der Religionskonzession, die A C zu fördern. Er erbaute H\86 eine Holzkirche neben Schloß Scharnstein, hielt sich einen Prädi- kanten, Anthonis, und verlangte von seinen Untertanen in Grünau und Viechtwang den Besuch der Predigten an Sonntag·en. J a, er scheint 72 ) Hartenschneidcr U., Die Kremsmünsterer Pfarren, Kirchliche Topo- graphie, 3. Ab t., Bd. III, S. 28. 73 ) Hinweis a us einer P r edi gt von 1587 bei Hartenschneider, a. a. 0., S. 148 f. 74 ) Nach Hartenschneider, a. a. 0., S. 30, hat sich der Name „Prädikanten- Gütl" noch erhalten. 76 ) Pillwein B., Osterre ich ob der Enns, Bd. II, S. 415. 76 ) Pillwein, ebenda, S. 336. 77 ) Hnrtenschneider U., Kremsmüns ter, Kirchl. Topographie, 3. Abt., Bd. II (1830), s. 123. 78 ) Baumgartinger E., Die Herrschaft Scharnstein bis zum Jahre 1625, Heimat- gaue, Bd. V (1924), S. 194 ff. Die Biographie dieses reichen Adeligen bei Kroiß- mayr M., Geschichte der Herrschaft Walpersdorf, Jahrbuch der Landeskunde flir Niederösterreich, Bd . III (1904), S. 184 ff.

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