Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

203 merte sich der Jörger nicht um dieses Urteil. Am 26. April 1595 hetzte der Jörger 30 Landsknechte auf den katholischen Pfarrer Matthias Ri- delius. Sie zwangen den Pfarrer zur Flucht und plünderten den Pfarr- hof vollständig aus. Als 1597 der katholische Pfarrer Boleslaus Socer die zwei Benefizien der Schloßkapelle zurückforderte, hielt sich der Jörger einen Prädikanten, dem das Volk zuströmte, legte einen neuen Freithof an und suchte durch Schikanen die Messe zu stören° 0). War auch Pulgarn im Prälatenstand ni cht mehr vertreten, so hielt doch die Relig·ionspolitik der Provisoren beziehung·sweise des Klosterrates Schritt mit den gegenreformatorischen Bemühungen der Klöster. In K r e m s m ü n s t e r , dem führenden Kloster des Landes, des- sen Prälat der Vorstand des Prälatenstandes war, stellten die Äbte Johannes II. Habenzagel (1526-1543) und Gregor Lechner (1543-1558) den Ausgang der alten katholischen Zeit dar. Beide Äbte waren wür- dige Vertreter ihres Standes, der erstere mehr ein Kirchenmann, der letztere, der Begründer des Stiftsgymnasiums, Humanist. Während sich unter Abt Johannes das Luthertum im Volke verbreitete, sodaß der Abt wiederholt persönlich auf der Kanzel g·egen die Neuerung auf- trat07), griffen die Ideen Luthers unter Abt Gregor im Kloster selbst um sich. Nur so ist es erklärlich, daß unter Markus Weiner (1558 bis 1564) das Haus alle Merkmale schweren Verfalles aufwies. Der Prälat war Lutheraner, galt als übermütig und stolz und soll im Kloster Hochzeit gehalten haben. Auf drei Pfarren wurde die Kommunion sub utraque gereicht 08). Die Visitation von 1563 verzeichnet acht Kon- ventualen, fünf Konkubinen, eine uxor und elf Kinder, uncl weist als Prior und Administrator einen P . ,,Marx" aus 00 ). Abt Weiner wurde schließlich abgesetzt und in das Kloster Lambach verwiesen, wo er 1565 starb 70 ). 1566 waren noch sechs Brüder, davon vier ohne Profeß, vorhanden. Nach vierjähriger Administration (1564-1568) ernannte Maximilian II. den Mondseer Abt J odok Sedlmayr zum Prälaten von Kremsmünster , der indes in seiner dreijährigen Regierung das schwer gefährdete Stift nicht heben konnte. Die Erneuerung begann mit Abt F, r h a r d V o i t (1571-1588), der von Lambach postuliert wurde. Der feingebildete Humanist war einer der Vertrauensmänner Rudolfs II. in der Rekatholisierung des Landes ob der Enns. Er ging vorsichtiger als Gienger in Spital vor, schien nach außen zurückhaltend, wirkte aber im stillen, hauptsächlich für die Erneuerung des Prälatenstandes. Seine glücklichste Anregung war cler Vorschlag, den Augsburger Konventua- len Burkhart Furtenbacher zum Abt von Lambach zu postulieren. Abt Erhard führte die vertraulichen Vorverhandlungen mit Abt Jakob in Augsburg 71 ) . Mit Abt Joh a nn es III. Sp ind 1er (1589-1600) 66 ) S tl\lz J., Pulgarn, S. 89 f. • 7 ) Hagn Th., Kremsmünster, 8. 40. 88 ) Wiedemann, Bd. I , S. 174. 69 ) Kremsmünster scheint also, obwohl Weiner bis zum 30. November 1564 offiziell Ab t war, sch on 1563 einen Administrator gehabt zu haben. 70 ) Die Inschrift seines Epitaphs bei Dorn Th., Abriß der Baugesch ichte Kremsmünsters, Heimatgaue, Bd. X (1929), S. 31. ") Stiftsarchiv Lambach , Akten über Abt Burkhart, Bd. I.

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