Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

198 Lebenswandels vom Kaiser abgesetzt. Da er verschiedene, in Passau vom kirchlichen Begräbnis ausgeschlossene Lutheraner in Engelszell beerdigte und sich über Zitation Bischof Urban nicht stellte, wurde er exkommuniziert. Er sollte gefangen nach Wien überstellt werden, dürfte aber unter dem Schutz der Stände nicht erreichbar gewesen sein. Abt Johannes VI. Schöndorfer (1574-1577) resignierte und die vier Religiosen verließen das Haus, das viele Jahre administriert wurde und weder durch den Prälatenstand noch durch Bischof Urban aufgerichtet werden konnte. Die Tätigkeit des Abtes Alexander erstreckte sich auch auf die Engelszeller Stiftspfarren Engelhartszell und Schönering mit den Filialen Kirchberg und Dörnbach. Der Pfarrer von E n g e l h a r t s- z e 11, Ambros Glemer, bekannte sich offen zur A C und war für ihre Verbreitung so tätig, daß der Klosterrat dem Abte von Wilhering den Auftrag gab, ihn einzukerkern und ihn von seinem Weibe zu trennen 43 ). Sein Nachfolger dürfte der aus dem zweiten Bauernkrieg bekannte Prä- dikant Hans Werndl gewesen sein. Die Pfarre S c h ö n e r i n g wurde von Wilhering aus besetzt. Um 1586 starb der Pfarrer und Konven- tuale Georg Pichler und hinterließ fünf Kinder aus zweimaliger Ehe 0 ). Sein Nachfolger Kaspar Dietmair scheint katholisch gewesen zu sein, und Pfarrer Georg Summermayr vertrat entschieden die Richtung der Gegenreformation 45 ). In K i r c h b e r g war bis 1578 der Flacianer Sieg·mund Tenichius Pfarrer, den Rüdiger von Starhemberg· in diesem Jahre als Prediger nach Schönbichel berief' 0 ). Welcher Geist in diesen beiden Orten herrschte, kam im Jahre 1595 an den Tag, wo die zwei Schulmeister von Schönering und Kirchberg erschlagen wurden und der Pfarrer dem gleichen Schicksal nur durch den Umstand entrann, daß er wegen plötzlicher Wassergüsse nicht zur Kirche kommen konnte 47 ) . In D ö r n b a c h wirkte der Prädikant Abraham Steinstock, den Abt Alex- ander 1588 gewaltsam entfernte' 8 ). Da die Zechpröpste Zagler und Parzmayr die Auslieferung der Kirchenschlüssel verweigerten, wurden sie ins Gefängnis geworfen' 0 ). Zagler erhob die Klage gegen Abt Alex- ander vor der Landeshauptmannschaft, mußte aber beigeben. Auch für Engelszell und seine Pfarren bedeutete Abt Alexander den Anfang einer Geg·enwirkung gegen den Protestantismus. Zweimal administrierte Abt Alexander ferner das Prämonstra- tenserstift S c h l ä g 1. Zeigte die Tätigkeit des Abtes den ernsten Zu- st:md der katholischen Religion im mittleren Mühlviertel, so lagen die Verhältnisse noch düsterer im oberen Mühlviertel, wo mit der Zerrüt- tung Schlägls die Stiftspfarren schwerer religiöser Verwilderung· an- heimgefallen waren. Die Geschichte Schläg·ls im Jahrhundert der Glau- 0 ) Strnadt J., Peuerbach, S. 464, und Rath G., P. Ambra Glemer von En- gelszell. Ein Mönch der Reformationszeit. Cistercienser-Chronik, Bd. XLV (1933), Nr. 532, S. 186 ff. 44 ) Stülz J., WilhP.ring, S. 128. 40 ) Hagleitner H., Die Altpfarre Schönhering, S. 49 f. 46 ) Raupach, Bd. V, S. 68. 47 ) Stülz J., Wilhering, S. 146. 48 ) Fischer G., 1100 Jahre Thening, S. 8. 49 ) Aus Annal en, Bd. XVIII, BI. 440, geht hervor, daß es sich um zwei Zech- pröpste handelte.

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