Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

196 Johann Gutleben wurde am 18. Juni 1589 nach der Messe blutigge- schlagen, seinem Nachfolger Georg Bucher verwehrte die Bürgerschaft am 13. August bewaffnet den Eintritt in die Kirche. Der abgesetzte Pfarrer Deiser wurde sofort durch die Herren von Starhemberg zum Prediger der Spitalkirche bes tellt 32 ) . Der katholische Pfarrer versah die Pfarre an Sonn- und Feiertagen von Wilhering aus. In Z w e t t 1 wollte Abt Alexander 1589 den abtrünnigen Pfarrer, einen Konventua- len seines Hauses, entfernen, mußte aber nach der gewaltsamen Er- öffnung des Zechschreines unter Beschimpfungen (,,Landesverräter", ,,Schelm") und Steinwürfen flüchten. Als ihm das durch die Sturm- glocke herbeigerufene Volk nachsetzte, griff der Abt selbst zur Wehr und trat seinen Verfolgern entgegen. Karl von Gera erhob die Ge- waltklage gegen den Abt, dieser gegen Gera, doch erlebte Abt Alexan- der den Ausgang des endlos verschleppten Prozesses nicht mehr. Den verheirate ten Pfarrer Andreas Podetl von L e o n f e I d e n ließ Abt Alexander nach Wilhering· vorladen und nach einem erregt en Auftritt einkerkern 33 ) . Ein Wundarzt aus Ottensheim befreite ihn und der Kir- chenvogt Karl von Gera verteidigte den Pfarrer bei der Landschaft mit der Begründung, der Prälat von Wilhering wolle in Leonfelden einen papistischen Pfaffen einsetzen 34 ) . Doch auch der Abt von Wilhering legte seine Klagartikel vor 35 ), in denen besonders die Ermahnung Po- detls beim Abzug an die Bevölkerung hervorgehoben wird. Sie sei so gewesen, daß schier keine Hoffnung „ins Wiederbringen" sei. Podetl hatte nach seiner Flucht die Verordneten angerufeii3°) und diese such- ten durch den Abt von Kremsmünster auf Abt Alexander einzuwirken. Doch mußte sich Karl von Gera auf Waxenberg schließlich zu einem Vergleich bequemen und den Pfarrer, der sich auf seinem Gebiet auf- hielt, entlassen 37 ) . Da sich Abt Alexander nicht getraute, einen neuen Pfarrer einzuführen, bli eb Leonfelden mehrere Jahre ohne Pfarrer. Da- für erscholl in der Spitalkirche, in der ein Prädikant seines Amtes wal- t ete, fl eißig das Kampflied: ,,Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort und steur' des Papsts und Türken Mord." In Ob e r n e u k i r c h e n wirkte der abgefallene Zisterzienser Paul Trepta. Nach seiner Absetzung und nach seiner Flucht aus dem Kerker in Wilhering ernannte ihn Wilhelm von Zelking zum Pfarrer von St. Oswald bei Freistadt, einer Filiale von Lasberg, von wo aus er di e Bevöllrnrung· g·egen den katholischen Pfarrer von Lasberg aufhetzte. Der neuernannte Pfarrer von Oberneukirchen, Leonhard Bruckner, nahm wider Eid und Revers ein Weib und wurde ") Annal en, Bd. XIX, Bl. 413-418, Bli ttersdorf Ph. , Festschrift Ottensh eim. S. 40, und Grillnberger 0., Das Wa llseer Spital zu Ottensheim, AGDL., Bd. I (1904), s. 54 f . 33 ) Podetl sagte, man rede viel Unwahres, man sage doch a uch vom Abt, da ß er eine „vetl " habe . Annal en, Bd. XVIII, Bl. 441'. 34 ) Anna len, Bd . XVII, BI. 436. 30 ) Undatierte Kopie, vom Antiquar ia t Salomon David, Berlin (Halensee) , 1928 dem 0.-0. Landesarchiv zum Kauf angeboten. ' 8 ) Die Supplikat ion in den Annal en, Bel . XVIII, B I. 443'. ' 7 ) Podetl wurde später verha ftet und in "Wi en in schwer er Haft geha lten , aus der ihn Richard Strein befreite . Schreiben der Stände vom 1. Apr il 1593 in den Anna len, Bd. XXI, BI. 327.

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