Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

195 (1534-1543) holte sich 1535 beim Legaten Vergerius die Erlaubnis zum Gebrauche weltlicher Kleidung und Fastendispens an Freitagen außer- halb des Klosters 20 ). Mit Erasmus Mayer (1543-1544), der mit der Kasse des Klosters nach Nürnberg floh und dort heiratete, und mit Martin Gottfried (1545-1560), der von den Stiftspfarrern einen Revers verlangte, das Wort Gottes lauter und rein zu verkünden, näherte sich die Abtei ihrem ersten Tiefpunkt und wurde acht Jahre administriert. Unter den kaiserlichen Äbten Matthäus Schweitzer (1568-1574) und Johannes II. Hammerschmied (1574-1583) schritten der wirtschaftliche Verfall und die Entvölkerung des Hauses so fort, daß mit dem gutgesinn- ten Jakob II. Güstl (1584-1587) Wilhering auf seinem zweiten Tief- punkt angelangt war. Aus dieser schier hoffnungslosen Lage führt e A 1e x a n d e r a La c u (1587-1600) das Haus heraus, das aber mit dem Wegg·ange des Abtes nach Garsten neuerdings in die Tiefe glitt und fünf Jahre administriert wurde. Mit Alexander a Lacu erhielt nicht nur die katholische Reformbewegung einen Führer, sondern auch die Gegenreformation einen entschiedenen Vorkämpfer. Die Persönlichkeit dieses hervorragenden Prälaten wird weiter unten gewürdigt werden. In diesem Zusammenhange seien nur die Bemühungen des Abtes Alex- ander um die Rückführung der gänzlich verprotestantisierten Stifts- pfarren zur katholischen Religion gestreift. Trotz der üblen Zustände in der Abtei zeigte sich in der Bevölke- rung der Stiftspfarren noch in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahr- hunderts kräftiger katholischer Sinn 30 ) . So erhoben 1564 Richter und Rat von Oberneukirchen Beschwerde gegen den Pfarrer, daß er allge- meine Beichten abnehme, selten über das hochwürdige Sakrament pre- dige, die Feiertage nicht jedesmal verkündige, sodaß sie von den Leu- teu übersehen würden, trotz seines Pfarrerg·ehaltes 10- 18 Schillinge vom BegTäbnis als eigene Abgabe einhebe und Zehentansprüche von früheren Meßstiftungen einfordere. In Gramastetten war 1569 noch die Fronleichnamsprozession in Übung. Die völlige Verprotestantisierung dürfte unter den Äbten Matthäus und Johannes II. in den Jahren 1568 bis 1583 erfolgt sein. J edenfalls bestätigt di e Zitation der Mühlviertler Pfarrer am 20. Februar 1586 nach Wilhering, wo ihnen Abt J akob II. Güstl die Annahme der katholischen Lehre, der lateinischen Messe und der alten Zeremonien bei sonstiger Abdankung binnen Monatsfrist vor- schrieb, die vollzogene Tatsache. Alexander a Lacu versuchte mit hohem persönlichen Mut gegen den Widerstand der aufgehetzten Be- völkerung und der adeligen Vögte die Einführung katholi scher Pfarrer. Er beg·ann 1588 mit O t t e n s h e i m, stieß aber mit dem Herrschaft s- besitzer Johann Adam von Jörger zusammen 31 ) . Kaum hatte der neu- ernannte Pfarrer Heinrich Heinsbeck die Kanzel betreten, traf ihn ein Steinwurf auf der Brust. Unter steten Steinwürfen flücht eten Abt und Pfarrer mit knapper Not durch den Freithof auf das Schiff. Pfarrer 29 ) Stülz J. , Wilhering, S. 89. 3 0 ) Schiller L ., Zur Gesch ichte der Reformation und Gegenreformati on im mittleren Mühlviertel, L Teil, JB. des Stiftsgymnasiums Wilhering. Bd. XI (1914), S. 2 ff., 2. Teil, ebenda, Bd. XXXI (1934), S. 9 ff. 31 ) Die Zus tände a uf den Pfarren bei Stü lz, S. 129 ff . , und bei Sch ill er, L Teil, S. 28 ff., 2. Teil, S. 16 ff. 13*

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