Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

194 installiert werden. Zweimal hatte Weikhart von Pollheim die Einsetzung verhindert und das zweitemal auf Gaspoltshofen verwiesen, wo während der Messe des neuen katholischen Pfarrers, den der Landeshauptmann und Vizedom eingesetzt hatten, ein wilder Aufruhr des aufgehetzten Pfarrvolkes entstanden sei . Aber was war mit dieser Besetzung ausge- richtet ? Die Seelsorge versahen die Gesellen Ambros Selbherr und Hans Buchorner nach der A C, dazu mußte der Pfarrer noch einen Prä- dikanten aufnehmen. Der Pfarrer, von dem die Kommissäre die Hoff- nung ausgesprochen hatten, es werde ihm gelingen, wenigstens in Sankt Ägid Messe zu lesen, wurde wiederholt bedrängt. Am 28. März 1593 verlangte ein Bauernausschuß, ,,er soll ihnen die Sach deutsch machen oder durch einen anderen machen lassen". Nach dem Ableben Ror- manns am 19. November 1594 gab es mit seinem Nachfolger Balthasar Leo dieselben Vorfälle 25 ). Ähnlich g'ing es 1589 in Lasberg zu. Wilhelm von Zelking wollte den Engelszeller Mönch Ambros Gle- mer20) , der sich mit Weib und Kindern in Freistadt aufhielt, ansiedeln und sperrte dem Propst Georg und dem katholischen Priester Johann Adamberger den Pfarrhof und die Kirche. Auf einen Befehl des Erz- herzogs Ernst gab der Vogt nach, drängte aber dem Pfarrer den Ex- zisterzienser von Wilhering Paul Trepta auf, der die Gemeinde derart gegen den Pfarrer verhetzte, daß dieser kaum mehr seines Lebens sicher war. In St. Veit wollte der Pfandinhaber der Herrschaft Georg von Hager den Pfarrer Summer zum Protes tantismus drängen. Als dieser standhielt und der Propst ihn deckte, befragte Hager jeden Unterta,nen einzeln, ob er mit ihm evangelisch sein oder mit dem Pfaffen zum Teufel fahren wolle"). Nicht gut angeschrieben war Propst Georg in Passau, wo die seinerzeitigen heftigen Anldagen Klesls wegen St. Michael in der Wachau noch nachwirkten 28 ). Das Ordinariat verweigerte nach dem Tode des Propstes dem Kapitel die freie Wahl, da alle Konventualen gegen die Statuten gelebt hätten, sodaß Veit Widmann erst nach dem Tode des Bischofs Urban nach zweijähriger Sedisvakanz Propst wer- den konnte. Von einer gänzlichen Auflösung konnte in St. Florian nie die Rede sein, das Haus hielt sich wirtschaftlich gut, war nie entvölkert und wahrte trotz der Durchdringung mit protestantischen Anschauun- gen immer das katholische Gesicht. Dagegen stellte es sich auch nicht in die erste Reihe der katholischen Erneuerung und wurde im Reform- eifer von Kremsmünster, Lambach und Wilhering weit übertroffen. Eine schwere Entwicklung· durchlief W i 1h e r in g, dessen Pfarr- netz sich über das mittlere Mühlviertel ausbreitete. In die Bevölkerung müssen lutherische Anschauungen schon unter Abt Leonhard Rosen, berger (1517-1534) eing·edrungen sein, denn Peter II. Rinkhammer 25 ) Stülz J ., Vöcklabruck, S. 81 ff . 26 ) Nach Stlilz, Wilhering, S. 134, Gleiner. ") Stülz J., St. Florian, S. 103. ' 8 ) Der Floria ner Chorherr Nikolaus Hausl a ib in St. Michael konnte infolge· des Schutzes durch den mächtigen Richard Strein erst nach dreijährigem Prozeß dank der Energie Klesls entfernt werden. Kerschbaumer , Kl esl 2 , S . 28. Propst Georg ging auch gegen Bürger von St. Florian anscheinend mit Abschaffung vor, da sich die Landstände am 8. September und am 26. Oktober 1591 für sie verwen- deten uud um L inderung und Gnade baten. Annalen, Bd. XIX, BI. 576 und BI. 723..

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