Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

193 Charaktereigenschaften auch die Hochschätzung der Bürgerschaft Steyrs. Die Konventualen des Klosters führte er bis auf zwei wieder zum katholischen Glauben zurück, doch stieß er bei der Rekatholi- sierung der Stiftspfarren auf hartnäckigen Widerstand 11 ) . Als Spindler 1589 nach Kremsmünster berufen wurde, setzte nach zweijähriger Ad- ministration Martin I. Alopitius (1591-1599) die Rekatholisierung der Pfarren mit mehr Glück fort 18 ) . Als seltene Ausnahme verdient Er- wähnung, daß Neustift, ein Marienwallfahrtsort, dem katholischen Glauben treu blieb und sich auch an der Bauernerhebung in keinerlei Weise beteiligte 10 ). In S t . F 1o r i a n konnte das Luthertum unter Propst Peter III. Maurer (1508-1545) nicht Wurzel fassen 20 ), doch zeigte sich die Be- völkerung so feinds elig gegen die Geistlichen, daß Propst Peter sich schon 1534 vom päpstlichen Nuntius Paul Vergerius das Privileg er- wirkte, außerhalb des Klosters weltliche Kleidung zu tragen 21 ) . Die ersten Spuren des neuen Geistes traten unter Florian Muth (1545 bis 1553) auf, doch seinen vollen Einzug· hielt er unter Siegmund Pfaffen- hofer (1553-1572). Schon 1561 hielt der Propst die Beseitigung des Kelches und der Priesterehe für unmög·lich und sagte die Abschaffung der Konkubinen soviel als möglich im Stift zu, erklärte sie aber im „Gei" für ausgeschlossen. Die communio sub una sagte er im Kloster zu, im Spital wollte er sie sub utraque reichen 22 ). 1563 verzeichneten die Kommissäre 17 Konventualen, 4 Konkubinen, 1 Ehefrau und 12 Kin- der23), 1566 hoben sie g·ute Disziplin im Wandel hervor, erwähnten aber 8 verheiratete Konventualen auf den Pfarren 24 ) . Daß die Bestellung des gewandten, aber „zweideutigen" Mannes zum Superintendenten der obderennsischen Klöster ein Mißgriff war, zeigte die Entsendung von zwei Klerikern nach Wittenberg im Jahre 1572. Sein Nachfolger Ge- org I. Fr e u t e r (1572- 1598) suchte die Stiftspfarren allmählich zu rekatholisieren und hatte bei dieser Tätigkeit schwere Zusammenstöße mit den protestantischen Vögten. Vor allem ging der Kampf um die Stadtpfarre Vöcklabruck. 1591 war Pfarrer Kirchschlager gestorben und erst am 20. Dezember 1592 konnte sein Nachfolger Johann Rormann 17 ) In Steyr hielt der Magistrat den P farrer Wolfgang Lampe!, in Losenstein wurde der neue katholische Pfarrer verjagt und ein Prädikant eingesetzt, wobei die Bauern mit Spießen und Hell ebarden in der Kirche er schienen, in Weyer und Gaflenz droh ten die Bauern im F a lle des Erscheinens katholischer Seelsorger mi t der Anzünclung des Marktes und der Kirch e. Frie ß, S . 259 und 261. 18 ) Scbiffmann K., Die Annalen des Wolfgang Lindner, AGDL. , Bd. VI und VII (1910), S. 14 ff. 10 ) Pritz, S . 137. Der katholische Pfarrer Kaspar wurde 1591 in das Stift zurückgerufen, entfloh aber mit dem Pri or und wurde protesta ntisch. Schiffmann K., Die Annal en des Wolfgang Lindner, AGDL. Bd. VI und VII (1910), S. 14 f. 2 0) Stülz J., St. Florian, S. 80. 21 ) Die Urkunde vom 12. September 153,1 bei Czerny A ., Die K losterschu le von St. Florian, S. 55. Vergerius fiel später selbst zum Luthertum ab und s tarb 1565 in Tübingen. Pastor, Bel. V, 1 0_12, S . 714 f. ") Hager, S. 13. ") Summarischer Extrakt 1563. 24 ) Visitationsbuch 1566. Sign. 22, Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Klosterratsakten, S. 1 ff. 13

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