Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

192 er eine schärfere Tonart gegen die Untertanen und versuchte anfangs „bairisch zu reden" 11 ) . Er genoß die Gunst des Hofes und vertrat mit Abt Spindler von Garsten die Reformri chtung im Prälatenstand. Den Passauer Befehl vom 19. September 1579, die verheirateten Pries ter der Stiftspfarren nach Passau zu schicken, konnte er mangels äußerer Machtmittel nicht ausführ en ; die Stiftspfarren waren daher noch unter seinem Nachfolger Michael IT. (1585-1599) von lutheri schen Pfarrern besetzt . Viel folgenschwerer war der Untergang der Klosterzucht in Ga r s t e n. Die Abtei beherrschte nicht nur wie eine geistliche Burg vor den Toren Steyrs die Yornehmste Stadt des Landes, sondern mit ihren fünfzehn zum Teil sehr ausgedehnten Pfarren das Steyi·-Enns-Gebiet . Mit Ulrich IV. Praunauer (1495- 1524) versank auf lange Zeit Garstens alter Ruhm. Pankraz I. (1524-1536) erl ebte die Wirren der Täuferzeit , die ersten Abfälle in seinem Hause und den Anfang des Luthertums auf den Garstner Pfarren' } Unter Wolfgang I. Granfuß (1537-1559), einem Humanisten, der anfangs dem Luthertum zugeneigt hatte, dann aber der Neuerung entgegengetreten war, vollzog sich die Zersetzung der einst so blühenden Abtei. Anton I. Prundorfer (1559- 1568) kam bereits als verheirateter Mann mit großer Familie zur Abtwürde und hing seit Jahren dem Protestantismus an 13 ). Unter ihm vollendete sich der Abfall der Stiftspfarren vom katholischen Glauben und im Kloster selbst lösten sich die Bande der Überlieferung und der Zucht. Die Kon- ventualen wa ren größtenteil s beweibt, der Gottesdienst wurde nicht m0hr gehalten, das Stiftsgut wurde auch durch die Sorglosigkeit des Abtes arg geschmälert"). Der Pfarrer von Steyr und seine Kapläne konnten 1561 wegen eines drohenden Volksaufstandes g·arnicht ein- vernommen werden , der lutherische Prädikant des Klosters hatte vor der Kommission das Weite gesucht. Das düstere Bild von 1563 10 ) wurde noch durch die Visitation von 1566 überboten, wo sich der Abt trotz Frau und acht Kindern als nnbeweibt erklärte. Zwölf Konventualen auf den Pfarren waren lange „von dem Kloster abgetreten" und be- weibt, nur der 60jährige Prior wurd e als frommer alter Mann bezeichnet. 1568 entsetzte der Kai ser den Abt seiner Stelle. Der als Res taurator gedachte Gleinker Abt Georg II. Lochmayr (1568-1574) war ein Fehl- griff, er verheiratete sich, verschleuderte das Kirchengut und wurde von Maximilian II. abgesetztrn). Erst mit J oh a n n es I. S p i n d 1 e r (1574-1589) zog der Geist der Reform in Garsten ein. Er war früh er Prior von Melk gewesen und errang si ch infolge seiner vorzüglichen " ) Das h a r te Vorgehen gegen zwe i Gl e iu ker U n ter ta n en i m Garstner tal e. di e 1577 ni cht clns Ver spr ec· h en des katholi sch en Sa kra menten empf anges g aben , b e i Czer ny A. , E in ige B lä tter nu · Ll e r Ze i t der Gegenr el'ormat ion in Oberös te r - re ich, S . 55 f f. ") I n fo lge des Gerüch tes, K arl V. wer de di e Abte i ei nem se ine r simni ·chen H ofkaplii ne gebeH, wa r d ie A btswa ld sehr . chne ll er fo lgt. Fr ieß G., Ga rsten, Stl\fBO., 2. J g. (1881), Bd. II, S. 60 f . "') Hager, S. 12, P ri tz , S. 45 , Fr ieß, S . 25:!. ") FTieß, S . 253 ff . ") 12 K onku binen . 2 uxo r es. J!J K in der. Ex t ra k t 15Ga. 16 ) Prevcnhuhe r . S. 290.

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