Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

191 der Bischof die Ansprüche der Prälaten als Eingriffe in die Rechte des Bischofs ab. Dagegen verwahrten si ch die Prälaten, besonders gcg·en die Übersendung der hl. öle an die Ruraldechante und gegen die Vi- sitation ihrer Pfarren durch dieselben, was seit vielen J~thrhunderten nicht der Fall gewesen sei. Bei diesem Zusammenstoß zwischen der Juriscliktionsg·ewalt des Bischofs und der starken Rechtsstellung der Klöster siegt en die Stifte. Es zeigte sich, daß alle Verfügungen des Trienter Konzil s nutzlos waren, so lange an den maßgebenden Stellen uie reformfreundlichen Männer fehlten. Es mußte mit der ri chtigen Be- setzung der Schlüsselstellungen begonnen werden, daber setzte di e Durchführung des Tridentinnms Yor allem eine Reform des Prälaten- standes voraus. Niemand konnte von den Prä.Jaten eine sofortige Än- derung der Verfassung ihrer Häuser und ihrer St iftspfa rren verlangen, wohl aber durfte man das entschiedene Bekenntnis jedes einzelnen Prälaten zur katholischen Kirchenrefo rm und den Wil len, mit der Refo rm z1t beginnen, erwarten . Daran gebrach es. Di e Gerechtig·keit gebietet, eine kurze Rückschau über die S c h i c k · a I e d e r e i n z e 1 n e n K 1ö s t e r i m Z e i t a l t e r d e r Re f o r rn a t i o n zu halten, um die Prälaten der Rudolfinisch en Ära und ihre schwierige Lage besser zu ver- stehen. Erst nach dieser Überschau kann der Prälatenstand und seine Rf,ligionspoli tik zutreffend gewürdigt werden. In G1e in kn) hatte Thomas J. Amfeldt (1520-1539) das Haus in gutem Zustande übernommen, doch führten die Verarmung des Stiftes infolge der Türkennot und das um Steyr sich rasch verbreitende Luther- tum zu Schwierigkeiten in der Besetzung der Stiftspfarren. Markus I. (1540- 1549), der elf Jahre in Dietach und sieben Jahre in Haidershofen gewirkt hatte, konnte Dietach weg·en des Widerstandes der protes tan- tischen Bauern nicht mehr mit einem katholischen Pfarrer besetzen. Unter Joh annes II. List (1549- 1565) riß voller Verfall ein. Der Prior war lutherisch, beweibt, verwarf den Kanon der Messe und überwein te sich gerne, die zwei Kapitularen auf Haidershofen und Dietach waren sektisch und verheiratet 7 ) . 1563 waren nur mehr zwei beweibte Konven- tualen und fünf Kinder vorhanden 8 ) . Georg I. Lochmayr (1565-1568) fi.Uut e laut Visitation des Jahres 1566 ein ganz weltliches Leben und hatte sein Weib schon von Seitenstetten rnitgebracht 0 ) . Sein Nach- folger Michael I. Bruckfelder 10 ) (1568- 1570) war früh er Prior in Melk. Er wurde 1570 wegen seiner guten Amtsführung· zum Abt von Seiten- stetten berufen, nach zwei Jahren jedoch abgesetzt. Abraham I. Hagg·l (1570- 1574) befand sich unter den fünf obderenns ischen Prälaten, die :Maximilian II. 1574 absetzte. Im Jahre 1575 begann mit dem von Niederaltai ch postulierten G e org An d r ca s (1575-1585) di e ka- tholische Erneuerung. Wi e alle aus Bai ern gekommenen Äbte vertrat ') P:i:itz F., G11rsLen und Gleiuk; llg J., lle i triige zu,· Geschi chte Gle inks . Mit besonder er Verwertung vo11 L ind11 ers A nn a l en, rn. .JB. des Kol leg ium Pc - trinum (191G). 7 ) Hager E., a. n. 0., S . 12. 8 ) Summa ri scher Extrakt 15G3, l:Ls. 4 ,l es StiHsarchivs St. Florin11. ') Vi sitat ion sbudt 15G6. 10) So Ilg, a. a. 0., S. 21i , 11iclt t wie Pritz, S. 187, Guegfeld er.

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