Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

188 vorhergesehene Veränderung, welche die Verträge und Geschäfts- beziehungen störte, befremdet wären, wählten sie in Anbetracht aller Umstände das geringere übel und gäben nach. N a c h d e m U r t e i 1 a l l e r g e 1e h r t e n 1\1 a t h e m a t i k e r s e i d i e s e V e r ä n u e- r u n g h o c h n o t w e nd i g und in kurzer Zeit sei all es wieder in Richtigkeit. Die Veröffentli chung g·eschähe nicht kraft päpstli cher Autorität, die hier nichts zu gebieten habe, sondern aus kaiserlicher und landesfürstlicher Gewalt. Da es sich um eine politische, nicht an und für sich r eligiöse Sache handle, nähmen sie den reformi erten Ka- lender an. In Steiermark gewann t rotz dieses Bescheides die Vernunft nicht die Oberhand , sondern die Kämpfe dauerten fort' "' ). Diese Bereitwilligkeit der Stände erregte bei dem am 9. November 1583 in Linz fri sch angekommenen Pfarrer M. Johannes Caementarius nicht geringes Bedenken. Er wandte sich in dieser Gewissenssache an das für stliche Konsistorium in Stuttgart, das ihm am 23. November 1583 antwortete 155 ) . J eder verstehe, was der Papst mit seinem neuen Kalender wolle. Er trachte, seinen an vielen Orten Deutschlands ge- fa llenen Primat wieder aufzuri chten, Unruhe anzustiften und die Kirchen zu betrüben. Damit der Papst spüre, daß er nicht als Haupt anerkannt werde, hätten die AC-Stände des Reiches den Kalender abgelehnt. Bei der anderen Lage in Österreich und nach der bereits erfolg·ten Zu- stimmung solle es dabei bl eiben . Er möge di e Leute aufklären und durch geheime Aussprache mit Ständen einen eventuellen Nachteil verhüten. Angesichts der Haltung der Landstände erregte di e Einführung des Kalenders im Lande ob der Enns keine solche Verwirrung wie in Österreich unter der Enns 100 ). Die Landeshauptmannschaft erteilte die nötigen Weisungen zur Durchführung. In Vöcklabruck z. B. gab der Stadtrichter den Befehl des Landeshauptmannes zur Verki.indig·ung des neuen Kalenders von de r Kanzel am 26. November 1583 an den Pfarrer mit dem Auftrage, am nächsten Tag·e, da s war der 1. Adventsonn tag·, damit zu beg innenm). An manchen Orten, z. B. in Stey r, wollten di e Prädikanten das kaiserliche Dekret von ihren Kanz eln nicht verlesen, wohl aber es annehmen. Doch bes tand Landeshauptmann Ferdinand Helfrich von Meggau auf der Verkündi g·u ng. Di ese Haltung wu rde dem Steyrer Ministerium von den eigenen Glaubensg·enossen im Re ich sclnver verübelt. So vcrweig·erte der Superintendent von Regensburg· dem Stephan Twenger aus Steyr 1584 die Ordination, weil sich das Steyrer Ministerium mit der Annahme des Kal enders wieder unter das Papsttum begeben habe. Di eses bezeichnete in seiner Geg·envorstellung di e Kalendersache als kein geistli ches oder Kirchenwerk, sondern als eine politische Frage, für die erhebliche mathemati sche Gründe sprächen 1 " 8 ) . Eine besondere Ironie woll te es, daß den ha rtnäckigsten '") Loserth, S . 441. f. , Meyer , Hornberger, S . 2~4 rr. "') Ra.upacb, Bd. V, Zwp,ite N:.uoh les c, S. rn:1 r. 156 ) Wi edemann, B d. r , S. 433 f. 157 ) Stü l z J., Vöck labrnck, S. 80, A nm. 1. 11 • 8 ) Preven lrnber , S. 302.

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