Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

187 bruar 1583, für die in den österreichischen Erblanden liegenden Teile am 15. Oktober 1583 eingefi.ihrt 140 ) . Bischof Urban teilte am 23. September 1582 dem Klerus des Landes ob der Enns die Kalenderreform mit. Der Ordinarius gab die Aus- lassung der zehn Tage zwischen dem 4. und 15. Oktober bekannt, über- sandte gedruckte Kalenderfragmente für den Rest dieses Jahres und schrieb die Bekanntmachung auf den Kanzeln vor 1 "°). Diese rein ldrch- liche Verordnung wurde fast gar nicht beachtet und begegnete in den wenig·en Orten , wo man sie durchzuführen versuchte, dem hartniLckigstcn Widerstand der Bauern. Am 30. Oktober 1582 berichtete z. B. der Pfarrer Michael Hu eber von Waldkirchen dem Propst von St. Florian, daß es viele Verwirrung· gäbe. Verkünde er einen Feiertag nach dem neuen Kalender, so hielten ihn die füt uern nicbt 101 ) . Auch die erste kaiserli che Verordnung vom 1. Oktober 1583 stieß auf Widerstand. Erst ein zweites Dekret vom 20. Jänner 1584, das den alten Kalender g1Lnzlich abschaffte und den Verkauf von Kalendern des alten Stil s in den Erbländern strengs tens verbot, führte allmä hlich zum Ziele. Die S t e 11 u n g nah m e de r o b d e r e n n s i · c b e n Land- s c h a f t z u r K a 1 e n d e r r e f o r 111 war durchaus vernünftig. Es gereicht den Landständen zur Ehre, daß sie sich von der Psychose gegen den neuen Kalender nicht anstecken und durch die farmenden Vorgänge in den Nachbarländern nicht aus der Fassung· bringen ließen. Am 7. Oktober 1583 meldete die steiermärkische Landschaft die Ver- öffentlichung des reformierten päpstlichen Kalenders für ihr Land 152 ). Sie befürchtete Nachteile in den Verträgen 1111d im Geschäftsleben und erbat sich von Linz vertrauliche Nachricht, ob die Publikation des Kalenders in Österreich mit Vorwissen der ganzen Stände ode r der Herren erfolgt sei, ob der Kalender angenommen worden sei und wie man sich sonst in dieser Sache verhalte. Die Antwort der Stände 1 " 3 ) hob hervor, daß trotz der Annahme des Kalenders in Baiern di e Reform in Österreich unter und ob der Enns aus unbekannter Ursache noch nicht veröffentlicht worden sei. Nach anfänglicher Durchführung an den papistischen Orten und auf Grund der Promulg·ation des Pas- sauer Bischofs in einigen Klöstern sei das Werk wieder eingestellt worden, sodaß im Lande allgemein der alte Kalender im Gebrauch sei. Die Stände seien weg·en der Veränderung des Kalenders nicht g·efragt worden und hätten auch nicht beraten, in der Hoffnung, daß der „ein- gerissene Mißverstand" mit der Zeit selbst fallen werde. Heute hätte ihnen der Landeshauptmann ein offenes Generale wegen der Kalender- reform mit einer Begründung und einem neuen Kal ender für den Res t des Jahres überschickt und di e Publika t ion durch di e Prädikanten auf de r Kanzel verlangt. Obwohl sie über eine so geschwinde und un- '") Mudrieh A., Di e E i11fiilirung des Gregorianischen Ka lenders iu Salz- burg, l\UöG., Bd. XX (1899), S. 107 ff . Die böhmischen Stände gaben im No- \' Pmbor 1583 ihre Einwilligung, in Unga rn e rl"ol g le die E in f iihrnng ers t 1587. 150 ) Wiedemunn, Bd. I, S. 430. ,. ,) Reisacher llf., Das Dekanat St. ,Toha1111, S . 29G. ' ") A nn a len, Bd. XVII, BI. /173 '. ' °') Vom 20. Oktober 1583. Annalen, Hd. XVII, BI. 374.

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