Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

186 lender veröffentlicht. Dieser li eß auf den 4. den 15. Oktober folgen, berichtigte durch den Ausfall dieser zehn Tage die bisherige Zeit- rechnung und stellte durcli eine neue Schaltregel und durch einen ge- nauen Epaktenzyklus die Verbesserung für die Zukunft sicher. Während verschiedene Staaten den reformierten Kalender vorbehaltlos an- nahmenm), zögerte Rudolf II. zunächst angesichts des ungestümen pro- testantischen Widerstandes 1 · 12 ) mit seiner Einführung, veröffentlichte aber schließlich den Kalender kraft kaiserlicher Autorität am 4. Sep- t ember 1583 für Deutschland, und zwar ohne die an den päps tlichen Ursprung erinnernde Einleitung· und mit übergehung der Auswirkungen für Jas Osterfest und für die Heiligenfeste. Der Kaiser hatte sich mit dem leidenschaftli chen Papsthaß, den eine jahrzehntebnge hemmungs- lose Hetze in Deutschland entfacht hatte, verrechnet. Trotz ver- schiedener vernünftiger Stimmen stellte die lutheri sche Polemik die r6in astronomische Reform 143 ) als Tücke des Antichrists hin, der seine halbverlorene Herrschaft über die Seelen wied er aufri chten wolle 1 ·") . Die Fähigkeit zur Sachlichkeit war verlorengeg·angenm). Da gerade die protestantischen Theolog·en Süddeutschlands die radikalsten Vor- kämpfer g·egen die Kalenderreform waren, konnten bei ihren engen Be- zir.hungen zu österreichischen :Ministerien die Rückwirkungen auf die Erblande nicht ausbleiben. Allen voran kämpfte Wtirttemberg, das „lutherische Spanien" 1 · 10 ), mit dem Tübing·er Professor Dr. Jakob Heerbrand und dem Hofprediger Dr. Lukas Osiander, zwei Ver trauens- männern der obderennsischen Land schaft , gegen den neuen Kalender. Für die kaiserlichen Erblande wurde der Gregorianische Kalender mit einem Generalmandat am 1. Oktober 1583 veröffentlicht. A.uch hier verzögerten Mißtrauen und Abneigung gegen das Papsttum die klag- lose Annahme. Am glimpflichsten verlief die Einführung in Österreich ob und unter der Ennsm) und in Tirol, während es in Innerösterreich '·'") und in Vorderösterreich heftige Kämpfe absetzte. Salzburg hatte den Kalender für die Erzdiözese und für das Bistum Chiemsee, soweit beide Sprengel auf erzstiftischem und bairischem Gebiete lagen, am 21. Fe- 141 ) Pastor, Bd. IX 8 - • 0 , S. 210 H . 14 ~) Kaltenbru1rner F. , Der Augsburger Kalonder streit, ?l lJOG., Bd . I (1880), s. 497 ff. 143 ) Kallenbru 1.111 er F ., Beiträge zur Gescl,i c·ut-e der Gregorianischen Rn- l enderreform, Wien 1880. 144 ) Kaltenbrunner F ., Polemik über di e Gregor ianische Ka lenderreform, SßA W. , Bd. LXXXVII (1877), S. 485 ff ., Stieve 1r. , Der Kalenderstreit -des 16. Jahr- )J.underts in Deutschland, Abh an dlnugen der Miinch11 er Akademie der Wissen- sch aften , Philosophisch-Historische Klasse, 1880 , Schuster L., Johann Kepler und clie großen kirchlichen Streitfra gen seiner Zeit, S. BG ff. 1 ' 15 ) Janssen-Pnstor, Geschichte des dentschen Volkes, B tl . V 13 - ", S. 361 fL 146 ) Schuster L., Kepler, S. 153 . 147 ) Uhlirz K., Die Einführung des Gr egorianischen Kalen ders i n Wien, :MJOG., fül. XII (1891) , S. 639 i'f., Wieclemam ,, ]3d. I, S. 431 ff . 14 8 ) Zahn J., Der Kalender streit i n Ste iermark, Mitteilungen des lti ~tor i - sd1en Vereines für Ste iermark (1864), S. 126 ff., Mayer M. , Jeremias Homberger, AOG., Bd. LXXIV (188D), S. 244 .rr., Lose r t h J ., Reformat ion u11tl Gegenreformation , s. 441 ff,

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