Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

185 Schülerzahl von 7 auf 74. Memhards .:ichul ordnung' 30 ) verrät den Hu- manisten und den tüchtigen Methodiker. Doch konnte die Land- schaftsschul e die rasch erklommene Höhe nicht halten. Der Haupt- grund lag na ch verschiedenen Zeugen im Charakter Memhards. Ihm fehlten die für den Leiter eines größeren Schulwesens unerläßlichen Eigenschaften. Nach wiederholten Mahnungen (1580, 1582, 1583) scheint sich Memhard schon 1585 mit den1 Gedanken getrag·en zu haben, seine Stellung· zu verändern. Doch kam es ni cht dazu . Neue Instruktionen für die ständi schen Inspek toren und eine ve rbesser te Schulordnung suchten vergeblich dem Verfall zu steuern. Es kam schließlich zu Auft ri t ten mit den Verordneten, zu ungebührlichem Be- t ragen vor de r J ugend und zur Vernachlässigung der Schulzeit. Für die Pfli chtvernachlässigung suchte de r Rektor Yerg·essenheit im Weine. 1596 t rug·en die Eltern bereits Bedenken, ihm ihre Kinde r anzu - vertrauen, und die Stände g·aben offen dem Rektor di e Schuld am Niederg·ang der Schule. 1597 war die Schule im Laude unter der Enns bereits in so schlechtem Rufe, da ß di e Eltern die Söhne herausnehmen und sie P rivatlehrern übergeben wollten. Die stürmischen E reignisse ucr letzten J ahre im Lande ob de r Enns hatten allerdings auch das In teresse des Adels an der Landschaftsschule abgeschwächt. Die Ver- ordneten hi elten sich jahrelang von den Schulprüfungen fe rn . 1598 wurde Memhardus mi t einer Abfertigung und mi t einem Empfehlungs- schreiben fü r Regensburg entl assen. Er ha tte al s Sohn seiner Ze it deren Mängeln zu reichlich Tribut gezollt. Die Schule war herabge- kommen, lrntte den guten Ruf im Lande und in den Nachbarländern eingebüßt und das Interesse in de n protestantischen Kreisen an ihr war gesunken. In dieser ungünstigen Lage ereilte sie das Aufhebungs- dekret im Jahre 1600. So stand das Linzer Landhausministerium, um das im Anschluß an die zweite Bauernerhebung· heißes ter Kampf g·ing, innerlich nicht so gefestigt da, als es bei dem äußersten Widerstand dr. r L:1ndstände den Anschein haben mochte. 4. Der Kampf gegen die Einführung des Gregorianischen Kalenders. Die Kämpfe g·egen die Einführung des Gregorianischen Kalenders, die jahrelang in Deutschland und in Europa tobten, zogen auch das Land ob der Enns in ihren Bereich. Kaum ein anderes Ereignis zeigt so deutlich, daß und wi e der konfessionell e Ges ichtspunkt das J ahr- hundert der Glaubensspaltung· beherrsehte. Es ist schwer, sich heute von den Stimmungen und dem Grad konfessioneller Leidenschaftli ch- keit eine richtige Vorstellung zu mn chen. Naeh schwierigen Vor- arbeiten140) hatte Papst Gregor XIII. am 3. März 1582 den neuen Ka- " 9 ) Das Gutnch ten der Strn ßbu1·ger ]>roJ:essoren darü ber be i Schi f fnrn nn K. , Dns Schulwesen im Lnnde ob der E nn s, S. 276 ff. 14 • ) Ka lt enbr 1111n er F., Di e Vor gesc hi chte der Grngor ia 11i sch en Kul ender- reform , SBA W ., H istori sch e Kla sse, Bd. L XXXII (187(i ), S. 289 ff., und Schmid J·. , Zu..- Geschi ch te der Gregor iani sch en Kal enderr eform , H is t ori sches Jnhrbuch , B d . lH (1882), S . 388 ff . , und B el. V (1884), S. 52 f f.

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