Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

184 die Prediger" vor 13 ") . M. Bruder hatte schon früh er und zu letz t am Fronleichnamstage (29. Mai) 1589, der übrigens ohne Prozession ge- halten wurde, ,,unnötige grobe Worte" gegen das Papsttum, unter an- derem die Ausdrück „Babylonische Hure" und „Hurenkinder" ge- bra11 cht. Auf die Beschwerde des Stadtpfarrers luden die Ständeaus- schüsse die Prädikanten vor, erteilten ihnen eine Rüge und drang·en auf Vermeidung aller Hitzigkeit, sonst müßte nach anderen Mitteln gesehen werden. Bruder warf dem Stadtpfarrer Umdeutung des Sinnes seiner Worte vor. Caementarius aber war tief gekränkt und nannte die Autoren, di e er für seine Predigt über das Reich des Antichrist nach Daniel 12 gebraucht hatte 135 ) . Die von Caernentarius angeregte Prädikantenkonferenz trat im Jahre 1590 zusammen. Am 28. Februar 1590 war Melchior Kle I Ge- neralreformator des La.ndes unter der Enns geworden. Eine genau e Instruktion regelte die Aufgaben und das Vorgehen des Gegenref01·- mators 1"0). Bei der Tatkraft und Klugheit di eses Mannes waren baldige Auswirkungen seines Kurses auch auf das Land ob der Enns zu er- warten. Der Conventus theolog·icus'" 7 ), zu dem auch ein Städtevertreter eingeladen wurde, fand erst im Oktober statt. Außer den Prädikanten Caementarius, Titulus, Bruder, l\'li.iller, Haselmayr und Coelinus nahmen Hans Jörger, Achaz Hohenfelder 11nd Hans Adam Pfeffer! teil. Bera- tungsgeg·enstände waren die Einheit der eva ng·eli scben Kirche, di e Verhütung der Unordnung tmd die eingeschlichenen Sekten und Spal- tungen. Die Geladenen hatten über diese Punkte schriftliche Gut- achten zu erstatten. Leider versieg·en über den Verlauf und über das Ergebnis dieser Konferenz die Quellen. Ohne Zweifel befaßte sich die- selbe auch mit den Nachwehen des Flacianismus und des Täufertums 138 ) . Man wollte der immer drohender heraufziehenden Gegenreformation ein innerli ch g·esch lossene. Kirchenwesen der AC entgegenstellen. Eine der größten Schwieri g·lrniten des Protestantismus des Landes ob der Enns wmde nach einem vielverheißenden Aufstieg die Li n z e r La, n d h ans s c h u 1c. Blüte und Verfall sind merkwürdigerwei ·e mit dem Namen desselben Mannes, des Rektors M. Johannes Memhardus, verknüpft. Bald nach der Ankunft dieses Schulmannes, dem Tübingen und Straßbmg vorzügli che Empfehlung·en mitgaben, hob sich di e 13 ') A111w len, Bd. X\"Hf, BI. 684'. 130 ) Es waren Balneus, Aventinus (Joha11nes 'l'hurmayr aus .-\henRberg in Ba iern), Pl a tina (B::niolomeo Sacchi da Piedena), Nigrinus (Georg Nigrinus, Hauptgegner des auch bei den Gegnern hochgeachteten Hofrates Dr. Georg Edel'l u11d einige Papi sten. 1 36 ) Kerschbaumer A., Kardiual Klesl', S. 29 J'f. K hevenhiller, Bu. III, S. 798 ff. (bei Uaupach, Bd. I, S. 186 .r., unrichtig zitiert). Dazu Bibi V., Eine lJenkschri[t J\felchior Kh lesls über die Gegenreformation in Niederösterreieh (zirka 1590). Jahrbuch der Landesk1111de f iir Niederösterre ich, N. F., Hd. VIII (1909), s. 155 ff. 137 ) Annalen, lld. XIX, Bl. 20:1. 138 ) Iu Steyr schaffte der Rat 1575 den Goldschmied Hans J<'ä bei wegen der 'räufere i ab unt.l 1591 wurt.le eiuer angesehenen \Vitwe uls \Viedertäuferiu das l logräbnis bei den rechtgläul1igen Chri s ten verweigert. Prevenhuber, S. 291 und s. 307.

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