Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

181 ließ und von Achaz Hohenfelder eingeholt wurdem) . Sein Anstellungs- dekret118) schrieb ihm auch außer Dienst die geistli che Kleidung in der tadt vor und verpfli chtete ihn zu den P redigten an Sonn- und Feier- tagen und an den Donnerstagen. über diese Neuordnung erhoben die Diakone Beschwerde. Michael Titulus betonte 118 ), daß der schl echt be- suchte Dienstag· und die Nachmittag·e k ein Anreiz zum P recligtstudiu111 seien und daß di e Kl eiderfrage zur Hauptsache gemacht werd e. Er habe sich nach der Landestracht gekleidet, bedanke sich aber für den ge- _spendeten Kirchenrock. Gottfried Poppius meinte, der lange Rock mache keinen P redig·er, wie lange, große und zerhackte Hosen keinen Landsknecht, aber er werde den Rock in de r Stadt t ragen. Die Predigt möge gemeinsam behandelt werden, sein „Precht" sei zwar nichts, möchte aber Fortschritte machen. Di e Bittsteller wurden abgewiesen. pindl er entfaltet e bald in Linz und im ga nzen Laude eine rege Tätig- keit. Verschiedene Orte, darunter Wels, Eferding und Enns, bean- spruchten seinen Rat, eini ge seiner Predigten erschienen im Druck 1111 ) . ln Linz kam Spindler sofort mit dem neuernannten Stadtpfarrer Joha nnes Carbo, einem Exjesui ten , in Streit. Eine solche Auseinande r- setzung· war unvermeidlich, wenn sich der katholische Stadtpfarrer auf den Boden des Gesetzes stellte und di e Einhaltung der Religionskon- zess ion verl a ngte. Die Kämpfe zwischen de r Stadtpfarre und dem Landhausministerium sind daher ein Abbild des Kampfes zwischen Ka- t holizismus und Protestantismus im Lande ob der Enns und in den öster reichischen Erbländern. Am 6. September 1582 ri chtete Johannes Garbo, ,,decanus Laureacensis et pa rochus Linciensis", ein Schreiben an Spindler 120 ), in welchem er dem Landhausprädikauten Beeinträchtigung der für seine Kapläne gestifteten Regalien und Kirchenstolen in seiner kaiserlichen Pfarre und die Beredung seiner Pfarrleute zum Abfall von d.er katholischen und altevangelischen Religion vorwarf. Di e blut- g ierigen Auhetzungen des g·emeinen Pofels führt en zu Aufwieg·elung und Ungehorsam. Da Carbo mit der Anzeige drohte, wandte sich Spindler an di e Verordneten, di e eine Ständeversammlung auf den 14. September einberiefen. Man beschloß, das Sehreiben ni cht zu be- antworten und weiteren Schritten entgeg·enzusehen. Carbo griff Spind- le r wiederholt auf de r Kanzel anm), doch machte cler früh e Tod des La ndhausprädika nten am 13. Juli 1582 der Polemik ein Ende 122 ) . Di e 117 ) Die Empfehlungssehreiben Hohenfold ers i11 den A1111alen, Btl. XV, HJ. 171 ff. D ie Slii nd e hatten Spiudl er geraten , wegen se i11 es Gegners i11 L im in '.l'iibi11 gen den Doktor zu machen, und Hohenfelder die schriftliche Bitte an d ie Tiihinger Faku l tiit mitgegeben, Sp ind ler den Doktort itel zu schenken. Ho hen - fe ld er re iste mit Spind ler 11a ch Tiihi11gen, getraute s ieh a ber das Schreiben der Fakultät 11i cht zu übergeben und versuchte be i einem hlahl e ine mii11dliehe Freundscha.ftswerbung. Ob damit das gliinzende Gastma l1l gemeint ist, da s er 'llll 3. September 1581 der ProfessorensulrnJt Tiibingen s gab (Ila.upach, ßu. V, S. 175, Anm. e), ist nngewiß, doch wo llte s ielt Sp ind le,· ,, des Doktorn 11i ch t u11ter"i'nngen " . Zur Heimkehr vergl. A 11na len, Bel. XV, J\l. JHO. 11 8 ) .Anna le n, Bd. XV, ll!. 195·. 119 ) Raupad1, Bd. V, S. 175. "") A nual eu, ßrl. XV, fü . 494. 121 ) Raupach, Bd . V, Supp l. S . 80. 122 ) Die Polemik sche int in den Ar111alen nicht auf.

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